Bühne frei für das Münchner Kindl: Franziska Inselkammer (19) ist als Tochter des Wirte-Paares Peter und Katharina Inselkammer quasi mit der Wiesn aufgewachsen – Papa Peter ist seit 2015 Chef des Armbrustschützenzelts. Und schon als kleines Mädchen träumte sie davon, einmal Münchner Kindl zu werden. Derzeit absolviert die 19-Jährige ein Praktikum am Burgtheater in Wien. Auf der Bühne zu stehen: genau ihr Ding. „Schauspiel und Moderation, das interessiert mich“, sagt sie. Perfekte Voraussetzungen für ihr neues Amt. Später will sie studieren, aktuell bewirbt sie sich bereits an verschiedenen Schauspielschulen. Erste Erfahrungen hat die junge Münchnerin bei der Schauspiel-AG in der Schule gesammelt und auch 14 Jahre lang Ballett getanzt. Mit ihrer Vorgängerin Viktoria Ostler versteht sie sich prima und hat von ihr auch schon den einen oder anderen wertvollen Tipp bekommen. Heute wird Franziska Inselkammer beim Stadtgründungsfest offiziell von OB Dieter Reiter vorgestellt. Wir haben mit ihr über Vorfreude, Erwartungen und die Bedeutung von Traditionen gesprochen.
Warum wollten Sie Münchner Kindl werden?
Schon als ich klein war, habe ich mit meiner Oma immer den Festzug angeschaut. Besonders das Münchner Kindl auf dem Pferd hat mir gefallen und ich habe dann gesagt: „Irgendwann will ich auch auf dem Pferd sitzen!“ Mit sieben Jahren bin ich dann auch in den Trachtenverein eingetreten. Wir hatten unter anderem Auftritte am mittleren Wiesn-Sonntag und auch bei Maibaumfesten. Das hat total viel Spaß gemacht.
Wann waren Sie als Kind eines Wiesnwirts das erste Mal auf der Wiesn?
Ich wurde im September geboren, also pünktlich zur Wiesn. Ich weiß aber gar nicht genau, in welchem Alter ich dann das erste Mal da war, auf jeden Fall aber recht früh. Wir sind immer mit meiner Oma hin, weil meine Eltern ja gearbeitet haben. Mit vier kleinen Kindern, das war ziemlich stressig für meine Oma, deswegen waren wir gar nicht so oft. Dadurch war es aber umso schöner, weil wenn wir dann da waren, war es sehr besonders. Ich bin auf jeden Fall mit der Wiesn aufgewachsen und habe es seit jeher geliebt.
Was ist Ihre schönste Wiesn-Erinnerung?
Das war schon immer der letzte Wiesn-Tag. Ich finde das so schön mit den ganzen Wunderkerzen. Das ist ein toller Abschluss. Für mich war das auch immer das Gefühl, meine Eltern endlich wieder zu sehen, weil ich sie während der Wiesn natürlich kaum gesehen habe.
Auf was freuen Sie sich als Münchner Kindl am meisten?
Zum einen auf das Stadtgründungsfest heute, wo ich offiziell vorgestellt werde. Meine Vorgängerin Viktoria hat mir auch von anderen tollen Events wie dem Kindertag oder der Krug-Vorstellung erzählt. Ich denke, im ersten Jahr wird das alles sehr besonders. Dann freue ich mich natürlich auf den Einzug, wenn ich dann auf dem Pferd sitze und es so richtig losgeht. Ich hoffe, dass viele Leute kommen und das Wetter mitspielt.
Apropos Pferd: Können Sie schon reiten oder müssen Sie Reitstunden nehmen?
Ich bin im Sommer als Kind in Reitcamps gewesen. Jetzt sitze ich aber auf einem großen Brauerei-Ross, das ist schon was anderes. Deswegen nehme ich ein paar Reitstunden, aber es läuft sehr gut und ich fühle mich sicher.
Sie sind ja selbst noch sehr jung. Gibt es etwas, was Sie den jungen Münchnerinnen und Münchnern weitergeben möchten während Ihrer Amtszeit?
Ich glaube, dass ich vor allem versuchen möchte, ihnen die bayerische Tradition näherzubringen. Auch möchte ich Tradition ein bisschen mehr mit der Moderne verbinden. So wie das zum Beispiel La BrassBanda mit ihrer Musik schaffen. Münchner Tradition, das ist so was Wertiges und gibt einem einfach ein Heimatgefühl. Ich sehe das als junge Münchnerin echt als Chance, diese Tradition weiterzugeben.
Welche Rolle spielen Traditionen in Ihrem eigenen Leben?
In meiner Familie ist es zum Beispiel Tradition, dass wir alle an Geburtstagen, Ostern und Weihnachten Tracht tragen. Ich finde das sehr schön und liebe Tracht. Man ist dann einfach sofort schön angezogen. Auch sonst ist mein Leben oft sehr traditionell. Ich bin katholisch und gehe auch gerne in die Kirche, vor allem am Sonntag mit meiner Oma. Das ist ein Stückchen Tradition, was ich in meinen Alltag immer wieder einbringe.
Beschreiben Sie doch bitte die Besonderheiten Ihrer Kindl-Kutte?
Sven Körnig hat mir das Kostüm geschneidert und es ist auch schon fertig. Erst mal wird ausgemessen und dann haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie es genau werden soll. Die Kutte ist natürlich immer ähnlich, aber jedes Münchner Kindl darf auch ein paar Details mitentscheiden. Ich habe zum Beispiel kürzere Ärmel. Die hängen sonst bis auf den Boden runter. Den Tipp hat mit Viktoria gegeben. Sie meinte, das ist sonst sehr anstrengend, wenn die so schleifen. Meine Kapuze ist auch nicht spitz wie ihre, sondern rund und das Band um die Hüfte ist bei mir dünner. Es gibt dann mehrere Anprobe-Termine, damit auch alles perfekt sitzt. Jetzt bin ich stolze Besitzerin der Münchner-Kindl-Kutte.
Was sind die letzten Vorbereitungen, bevor es dann auf der Wiesn so richtig losgeht?
Ich geh noch ein paar Mal zum Reiten, damit ich mich auch ganz sicher fühle. Mit dem Pferd, dem Hans, verstehe ich mich schon echt gut. So eine Verbindung ist sehr wichtig, weil man eben viel miteinander zu tun hat.
Zum Schluss: Vervollständigen Sie bitte den Satz: München ist…
…die Weltstadt mit Herz und München ist Gemütlichkeit.
Das Gespräch führte Yvonne Stirner