Zuletzt hat sich die Münchner CSU mit der LGBTQ-Szene arg schwergetan – und diese mit der Partei. Deren Kritik an einer Kinderbuchlesung mit einem Drag-King in Bogenhausen hatte sich zu einem Skandal ausgeweitet. Die Organisatoren des Christopher Street Days (CSD) lassen die CSU daraufhin wieder mal nicht bei der Parade mitfahren. Die Querelen sollen jetzt vergessen sein, geht es nach den CSU-Vertretern, die zu Beginn der „Pride Week“ bei einem Weißwurstfrühstück in der „Deutschen Eiche“ ihr Positionspapier zum geplanten Queeren Aktionsplan Bayern der Staatsregierung vorstellten.
Die Münchner wollen ihr Engagement für die Regenbogen-Gemeinde glaubhaft machen: Hassverbrechen gegen Schwule und Queere sollen strenger verfolgt und als solche registriert werden, die Diskriminierung bei der Blutspende soll enden, Regenbogenfamilien gestärkt und Kinder in der Schule besser über LGBTQ unterrichtet werden, so steht es in der Liste mit Forderungen an das Sozialministerium, das für den Queeren Aktionsplan zuständig ist. Die Fraktionschefs Manuel Pretzl und Hans Theiss, Landtagskandidatin Susanne Hornberger und Bezirkstagskandidatin Barbara Schaumberger verteilten sie an die Gäste in der „Deutschen Eiche“.
Die stammten teils aus der Community, teils aus der CSU – und waren überrascht. „So kenne ich die CSU gar nicht“, wunderte sich einer. Und ein anderer fragte geradeheraus: „Wie beweisen Sie mir, dass das kein ,Pink-Washing‘ ist?“ Also kein Anbiedern an die Rosanen im Wahlkampf?
„Eine politische Motivation muss man doch auch der Gegenseite unterstellen“, entgegnete Hans Theiss mit Bezug auf die Ausladung durch die CSD-Organisatoren, „warum sonst ist die Polit-Parade am nächsten Samstag nicht überparteilich?“ Die CSU darf bei dem großen Umzug der LGBTQ-Gemeinde nicht mit einem Wagen mitfahren, sondern nur einen Info-Stand aufstellen. Manuel Pretzl sagte: „Unsere Fraktion hat in den letzten zehn Jahren alles unterstützt, was für die Community wichtig war.“
Das sei richtig, bestätigt CSD-Pressesprecher Conrad Breyer. „Wir begrüßen das Engagement der CSU-Stadtratsfraktion. Leider kommen wir derzeit aber wegen des Grundsatzprogramms der CSU nicht auf einen Nenner.“ Insbesondere die Kritik an der Woke-Ideologie und das Leitbild der Vater-Mutter-Familie stört die CSD-Veranstalter. Kritik der anderen Art äußerte ein Vertreter der Lesbisch-schwulen Union LSU: Das Münchner Positionspapier sei mit dem LSU-Landesverband nicht abgesprochen gewesen, wunderte er sich.
Gastgeber Dietmar Holzapfel, Wirt der „Deutschen Eiche“, brach eine Lanze für den Queeren Aktionsplan: „Toll, dass die CSU sich öffnet. Aber sie muss auch ihre Vergangenheit aufarbeiten, zum Beispiel das, was Peter Gauweiler in den 80ern so alles gegen Schwule geäußert hat.“ Holzapfel bleibt dabei: Er boykottiert die Polit-Parade in diesem Jahr, weil die CSU nicht mitfahren darf. Er sagt: „Die Dinge ändern sich nur, wenn man einen Schritt aufeinander zumacht.“ ISABEL WINKLBAUER