Was Schuhbeck im Knast erwartet

von Redaktion

VON ANDREAS THIEME

Wo die Reise für Alfons Schuhbeck hingeht, ist bereits klar: Laut Vollstreckungsplan des Freistaats Bayern muss Schuhbeck – wie für Ersttäter aus München üblich – in die JVA Landsberg am Lech (535 Haftplätze). Auf den Vollstreckungsplan verweist auch Knast-Chefin Monika Groß. Wird Schuhbeck dort sogar Küchenchef? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Tagesablauf

Häftlinge werden um 5.50 Uhr geweckt. Zum Frühstück gibt es Brot, Margarine, Kaffee oder Tee. Marmelade gibt es nur zweimal in der Woche. Gegen 11.30 Uhr gibt es Mittagsessen – an guten Tagen sogar Schinkennudeln. Viele Häftlinge nehmen ab, bestes Beispiel war zuletzt Boris Becker. Ihr Essen holen die Häftlinge am Gang, nur mittags dürfen sie in die Kantine. Maximal zwei Stunden am Tag sind für Sport oder Kurse vorgesehen. Um 19 Uhr wird man eingeschlossen. Häftlinge dürfen fernsehen, müssen dafür aber zahlen.

Arbeit

Den Großteil des Tages arbeiten die Häftlinge – das ist in Bayern Pflicht. Dabei geht es aber „nicht um die Erzielung von Einnahmen, sondern um die Resozialisierung der Strafgefangenen“, sagt Andrea Leonhardt, Sprecherin des Bayerischen Justizministerium. Für die soziale Wiedereingliederung komme der „Hinführung zu einer geregelten Arbeit und der beruflichen Aus- und Weiterbildung entscheidende Bedeutung zu“. Strafgefangene seien deshalb verpflichtet, „eine ihren Fähigkeiten angemessene Arbeit auszuüben“. Bei Schuhbeck ein klarer Fall: Er ist Koch, war 33 Jahre lang mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Aber: Mit 74 Jahren muss er nicht mehr arbeiten – die Grenze liegt im Strafvollzug bei 65. Das würde also dagegensprechen. Der Großteil der Häftlinge arbeitet in den Eigenbetrieben der JVA (wie Schlosserei oder Schreinerei) – auch Hilfstätigkeiten in der Küche sind möglich. Hier dürfte Schuhbeck freiwillig arbeiten. Dafür spricht seine Leidenschaft für Gewürze, Gesundheit und schmackhafte Gerichte. Die Insassen würden es dem Sterne-Koch danken, wenn er in der Knast-Küche das Niveau der Speisen anhebt. Rein rechtlich dürfte er die Küche nicht leiten – offiziell zumindest aber mithelfen. Für Schuhbeck hätte das auch den Vorteil, dass er so seinen Tag sinnvoll füllt. Ohne Arbeit hätte er zwischen sieben und 15.30 Uhr sonst nichts zu tun – außer zu Mittag zu essen.

Neu im Knast

Neue Häftlinge kommen nicht jeden Tag nach Landsberg, sondern zweimal pro Woche. Sie werden entweder per Bus aus der U-Haft gebracht (etwa aus Stadelheim) oder melden sich selbst zum Haftantritt – das wäre bei Schuhbeck der Fall. Die ersten 14 Tage sind hart: In der sogenannten Zugangsphase prüft die JVA den Häftling sprichwörtlich auf Herz und Nieren. Medizinische Checks stehen an, dazu prüfen Experten die Persönlichkeit der „Neuen“. Sie sind in den ersten 14 Tagen nicht alleine untergebracht, sondern in Zweibett- oder Vierbettzimmern. Erfahrene Beamte erstellen im Anschluss einen Vollzugsplan, der die Haftzeit und zum Beispiel auch den Arbeitseinsatz genau regelt – das kann bis zu drei Monate dauern.

Freunde und Feinde

Im Gefängnis gelten eigene Regeln – das musste auch Uli Hoeneß (71) im Jahr 2014 nach seinem Haftantritt erst lernen. „Mich hat verwirrt, dass im Gefängnis meine Menschenkenntnis nicht mehr richtig funktionierte“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“. Vermeintlich Vertraute fotografierten ihn unter der Dusche, wie Hoeneß preisgab – später freundete er sich mit einem Bandenchef an, der hinter Gittern großen Einfluss hatte. Hoeneß teilte die Hostie mit ihm – und war fortan „geschützt“, berichtete er. Anders als Hoeneß polarisiert Schuhbeck nicht, er ist bei der breiten Masse beliebt – auch für seinen Humor. Im Knast könnte er durch seine Fähigkeit als Koch und Zugang zu Ölen und Gewürzen punkten. Laut Hoeneß sei das hinter Gittern sehr gefragt, weil kaum zu bekommen. Nur einmal im Monat dürfen Häftlinge nämlich Lebensmittel einkaufen. Sofern sie Geld dafür haben – das können sie sich durch die Arbeit im Gefängnis verdienen.

Artikel 5 von 5