Das schwimmende Klassenzimmer

von Redaktion

VON SASCHA KAROWSKI

Lernen in Lastern: Um wieder mehr Kindern das Schwimmen beizubringen, fordern CSU und Freie Wähler in einem großen Antragspaket unter anderem einen Schwimmbad-Truck für München. Klingt skurril, tatsächlich fahren solche mobilen Schwimmbäder aber schon durch Deutschland, beispielsweise in Karlsruhe. Die Josef Wund Stiftung aus Stuttgart hatte das Schwimmbad auf Rädern ins Leben gerufen. Und auch die französische Firma Aqwa itinéris bietet Schwimmbäder in umgebauten Sattelzügen an.

Der Clou: Im Inneren der Fahrzeuge befindet sich ein Pool. Der Truck kann vor Schulen oder auf leer stehenden Flächen geparkt und flexibel genutzt werden – unabhängig von Wetter oder Temperaturen. Das böte auch Kindern die Möglichkeit, Schwimmen zu lernen, wenn sie privat oder in der Schule keinen Zugang zu einem Bad haben.

Der Vorstoß von CSU und Freien Wählern hat einen bedauerlichen Hintergrund, denn laut einer neuen Studie kann jeder fünfte Grundschüler nicht schwimmen. Das hat die Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in einer Umfrage ermittelt. Demnach hat sich die Zahl der Nichtschwimmer in dieser Altersklasse seit 2017 verdoppelt. Hinzu kommen 23 Prozent, die noch nicht sicher schwimmen können.

Stadtratsfraktionschef Manuel Pretzl (CSU) nennt die Zahlen alarmierend. „München muss alle Kapazitäten bündeln, um möglichst vielen Kindern einen Schwimmkurs zu ermöglichen.“ Zumal sich durch die Corona-Jahre die Schwimmausbildung von Kindern verzögert habe und Plätze in Schwimmkursen sowie Schwimmlehrer auch in München zur Mangelware geworden seien.

In einem weiteren Antrag fordern CSU und Freie Wähler daher neben den schwimmenden Klassenzimmern auch Kurse an Badeseen. Außerdem sollte die Stadt mit Schwimmvereinen zusammenarbeiten, um den Mangel an Fachpersonal aufzufangen. „Die Vereine wissen aus der täglichen Praxis, worauf es ankommt“, sagt Pretzl.

Andere Städte hätten schließlich mit dem Schwimm-Truck bereits sehr gute Erfahrungen gemacht, ergänzt CSU-Stadträtin Beatrix Burkhardt. „Das Schwimmbad auf Rädern ist flexibel einsetzbar. Laut Hersteller können sechs bis acht Kinder gleichzeitig darin schwimmen lernen. Pro Schuljahr könnte man so hunderte Kinder ausbilden.

Würde die Schwimmausbildung in den Schulalltag integriert, erreiche man Kinder aller gesellschaftlichen Gruppen. Burkhardt: „Der Truck kann sogar direkt an der Schule parken. Gute Politik setzt auf praktische Lösungen.“

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