Sie erbaute den Gloria-Film-Palast am Stachus, etablierte den Gloria-Filmball als wichtigstes gesellschaftliches Ereignis und betrieb zusammen mit Luggi Waldleitner den zu ihrer Zeit erfolgreichsten Film-Verleih samt Produktion: Ilse Kubaschewski, kurz Kubi (1907 – 2001), war einmal die mächtigste Filmfrau ihrer Zeit und setzte Maßstäbe. Ihr beträchtliches Vermögen gab sie in eine Stiftung, die Künstlernothilfe, die ein angemessenes Leben im Alter und humane Pflege sichern soll.
Genau dieses Ziel verfolgt auch die Stiftung der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) mit ihrer Filmkünstlernothilfe, die sich aus Spenden, aber auch Veranstaltungen wie dem Deutschen Filmball finanziert. Weil der aber nun coronabedingt drei Mal ausgefallen ist, ist die Kasse ziemlich leer. Und genau deshalb fand am Mittwochabend zum ersten Mal das German Film Dinner im Bayerischen Hof statt, um Geld für in Not geratene Filmkollegen einzusammeln.
Dafür hatten Verleiher und Produktionsfirmen ganze Tische gekauft und ihre großen Stars zum Tafeln eingeladen. Ähnlich wie beim Filmball, doch nicht mit 1000, sondern 265 Gästen. Die Gastgeber, SPIO-Präsident Christian Sommer und Geschäftsführer Helmut Poßmann, freuten sich über die Solidarität, wenn auch nicht jeder der Geladenen am roten Teppich wusste, um was es an diesem Abend wirklich geht.
Anders die Schauspieler Sabin Tambrea (hat gerade die Franz-Kafka-Verfilmung „Die Herrlichkeit des Lebens“ abgedreht) und Kostja Ullmann („Mein Blind Date mit dem Leben“). Kostja: „Wir müssen füreinander da sein, weil die Filmbranche ja keine sichere Bank ist. Es müssen Gelder für Freischaffende gesammelt werden, wenn es mal nicht so gut läuft.“ Kostja Ullmann ist durchaus bewusst, dass er privilegiert ist – er kann sich die Projekte aussuchen. Im Juli wird auf Netflix sein neuester Film zu sehen sein: „Paradise“. Darin wird mit Lebenszeit gehandelt.
Lebenszeit. 92 Jahre hat Mario Adorf inzwischen auf dem Buckel und ist immer noch voller Freude und Energie. Der Filmstar pendelt weiter zwischen Saint-Tropez, Paris und München und lässt an diesem Abend den ganzen Festsaal erstrahlen. Was für ein Mann, was für ein Schauspieler noch immer.
An die Tafel gekommen ist auch Elyas M’Barek, der zwischen New York, Ibiza und München pendelt. „Solange ich es mir leisten kann, bin ich dort, wo es am schönsten ist“, meint er kurz und knapp. Es wird auch wohl noch so bleiben – Constantin Film plant mit ihm gerade mehrere Projekte. Freilich, auch M’Barek nimmt die getrübte Stimmungslage in der Branche wahr – nach dem „Brandbeschleuniger Corona“, wie es SPIO-Präsident Sommer beschrieb. Die Inflation, der Fachkräftemangel, die in wenigen Jahren auf die Hälfte reduzierten Budgets – nichts mehr ist, wie es war. Doch die Branche habe sich immer wieder anpassen können – in den 100 Jahren, seit es die SPIO gibt. Ob ihr das auch jetzt mit der disruptiven Technologie der Künstlichen Intelligenz gelingen wird?
Constantin-Film-Big-Boss Martin Moszkowicz ist wie immer zuversichtlich, doch auch er hat schwere Kost zu verdauen. Als da wäre die Til-Schweiger-Geschichte mit den skandalösen Arbeitsbedingungen am Set von „Manta Manta“. „Wir haben eine externe Kanzlei mit einem Untersuchungsbericht beauftragt, der im Sommer fertig sein soll“, sagt Moszkowicz. Und: „Wir wollen Teil der Lösung der Probleme sein, wir haben Verantwortung.“
Zu Zeiten von Ilse Kubaschewski gab es die heile Welt auch nur im Kino, und oft nicht einmal dort. Doch die Kubi war die Grand Dame der Brance. „Als solche habe ich bewundert, wie sie da vorn weggegangen ist“, sagt Moszkowicz.
Auch im Feiern setzte die Kubi Maßstäbe. In dieser Tradition steht das German Film Dinner, bei dem sich auch die Eberhofer-Darsteller Lisa Maria Potthoff und Sebastian Bezzel die Ehre gaben – ihr „Rehragout-Rendezvous“ kommt am 10. August ins Kino.
Mit dabei waren unter anderen auch Digital-Ministerin Judith Gerlach (CSU), die Schauspieler Florian David Fitz, Devid Striesow, Lena Schümann, Max von der Groeben, Gizem Emre und Samuel Finzi sowie die Sängerinnen Anna Maria Kaufmann und Kriemhild Siegel.