Zecken-Safari in München

von Redaktion

VON ANDREA STINGLWAGNER

Mit einer weißen Flanell-Fahne geht Martin Komorek langsam an Büschen vorbei, streift den Stoff über die Blätter. Welche Insekten bleiben hängen? Und wie viele? Martin Komorek (52) ist Diplom-Biologe. „Ich habe Biologie studiert und mich auf Spinnentiere (Arachnologie) fokussiert. Zecken sind die größten Milben des Tierreichs, auf sie habe ich mich spezialisiert.“ Mit anderen Biologen und Meteorologen arbeitet der Heidelberger für das Unternehmen tick-radar (tick, engl. für Zecke), das die Aktivität der Tiere erforscht. „Wir betreiben Aufklärung und schauen: Warum sind manche Gebiete erfolgreicher für Zecken als andere?“ Bundesweit läuft gerade die Aktion „Deutschland macht den Zecken-Check“, und in diesem Rahmen war Komorek am Samstag am Flaucher und am Eisbach unterwegs.

An diesem Nachmittag in München ist die Situation für Zeckenjäger „miserabel“, sagt Komorek: Alles ist nass vom Regen. Wetter, das die Zecke eigentlich liebt, aber: „Das Flanelltuch saugt sich zu schnell mit Wasser voll.“ Dennoch ist die Suche erfolgreich: „Am Flaucher habe ich fast mit jedem Fahnenzug Zecken gefangen. Wie viele hätte ich erst unter optimalen Bedingungen gefangen?“

Anders die Situation am Eisbach. Eigentlich sei der Englische Garten bekannt als Zeckengebiet: Hier leben viele Mäuse, die Zecken als Wirtstiere brauchen. Allerdings hätten sie dort, wo altes Laub entfernt und der Rasen kurz geschnitten ist, insgesamt schlechtere Lebensbedingungen.

Am Ende sind es zwei Zecken vom Eisbach und 18 vom Flaucher, die der Biologe gesammelt hat. Er wird ihre Lebensbedingungen dokumentieren, ihre Art bestimmen und sie für weitere Forschungen in Alkohol konservieren.

Dass 2023 ein starkes Zeckenjahr wird, haben bereits andere Forscher prognostiziert. Und wie ist Komoreks Fazit? „Es sollte niemand wegen Zecken zu Hause bleiben. Genießen Sie die Natur!“ Aber: Bayern ist ein Risiko-Gebiet für FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und seit März auch speziell der Stadtkreis München. „Man sollte dran denken: Je älter man wird, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, an FSME gravierend zu erkranken.“ Eine Impfung sei ratsam.

Gegen den Erreger, der die Lyme-Borreliose verursacht, gibt es hingegen keine Impfung. Hier gelte es, den Körper nach Aufenthalten in der Natur nach Zecken abzusuchen. Hat sich eine festgebissen, schnell raus aus der Haut! Die Übertragung des Borreliose-Erregers ins menschliche Blut dauere bis zu 24 Stunden. Wer dies beachtet, kann sein Borreliose-Risiko senken.

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