Wie immer fahren die Trambahnen an der Station Leonrodplatz am Sonntag ein und wieder ab. Menschen steigen aus, manche bunt angezogen – wohl auf dem Weg zum nahe gelegenen Tollwood-Festival, bahnen sich ihren Weg vorbei an dem zerstörten Wartehäuschen. Ein kurzer Blick auf die rot-weißen Flatterbänder. Viele ahnen nicht, was für eine Tragödie sich hier in der Nacht zum Sonntag ereignet hat: Ein betrunkener Autofahrer hat auf der Flucht vor der Polizei zwei junge Männer erfasst und einen davon tödlich verletzt.
Das Drama hat sich laut Polizei gegen 0.30 Uhr zugetragen: Schon am Königsplatz war einer Zivilstreife ein Autofahrer aufgefallen, der sich auffällig verhielt. Der Fahrer spielte in seinem Renault Clio erst laut Musik, dann überholte er die Streife rechts auf einer Abbiegespur auf der Brienner Straße. Die Polizei nahm die Verfolgung auf, an der Dachauer Straße gaben die Beamten dem Fahrer durch Blaulicht das Signal zum Anhalten.
Der Mann hielt zwischen Maßmann- und Lothstraße rechts an. Doch als eine Polizistin ausstieg, gab er plötzlich Vollgas. Er raste trotz roter Ampel auf der Dachauer Straße über die Kreuzung zur Schwere-Reiter-Straße, nach der sich rechts die Trambahnhaltestelle Leonrodplatz befindet. Auf der Kreuzung krachte er in einen VW ID3 einer Familie aus dem Kreis Starnberg. Die drei Insassen – ein Vater (64) mit Frau (59) und Tochter (23) – wurden dabei leicht verletzt.
Der Crash endete fatal: Die Polizei vermutet, dass der Renault Clio des Flüchtigen durch die Wucht des Aufpralls auf den VW gegen die Trambahnhaltestelle am Leonrodplatz geschleudert wurde, wo der 18-Jährige wartete. Er hatte keine Chance – der Wagen erschlug ihn regelrecht. Ein anderer Mann (auch erst 18) erlitt schwere Verletzungen – ein Bein muss ihm laut Polizei möglicherweise amputiert werden. Die Bilder vom Unglücksort zeigen, mit welcher Wucht der Wagen auf die Haltestelle getroffen sein muss: Komplett geschrottet und mit dem Dach nach unten liegt der Renault Clio auf der Straße. „Am Unfallort bot sich den Einsatzkräften ein Bild der Verwüstung“, heißt es von der Münchner Berufsfeuerwehr.
Auch einige Anwohner in direkter Nähe haben die Tragödie mitbekommen: „Ein Kunde hat in der Nacht laute Knallgeräusche gehört. Dann hat jemand gellend geschrien“, erzählt Stefan Grabner (36), der eine Bäckerei an der Unfallkreuzung betreibt.
Wie konnte es zu diesem Drama kommen? Der Unfallfahrer, ein 21-jähriger Handelsvertreter aus dem Kreis Sinsheim (Baden-Württemberg), war betrunken. Zudem besaß er keinen Führerschein. Er kam mit leichten Verletzungen davon. Die Polizei ermittelt jetzt, wie viel Alkohol er im Blut hatte. Der Mann sollte spätestens am heutigen Montag einem Haftrichter vorgeführt werden. Gegen den Mann wird unter anderem wegen des Verdachts eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens ermittelt. Auch eine halsbrecherische Flucht vor der Polizei kann unter diesen Paragrafen des Strafgesetzbuches fallen, im Falle eines tödlichen Ausgangs drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis.