Kein Mensch geht gerne zum Arzt. Wir nehmen an, auch junge Stachelschweine nicht. Jetzt haben die drei Monate alten Zwillingsbuben aus Hellabrunn die Prozedur überstanden. Und somit teilt der Tierpark nicht nur Geschlecht und Gewicht, sondern auch die Namen der beiden Tiere mit: Xüßer und Xenf. Keine Tippfehler, liebe Leserschaft.
Der Zoo macht aus der Not eine Tugend, weil er nicht mehr genug X-Namen zur Verfügung hat. Die braucht er, weil alle Neugeborenen dieses Jahres nun mal mit dem drittletzten Buchstaben des Alphabets anfangen. Im kommenden Jahr wird’s nicht leichter, da steht das Y an. Das könnte auch stachelig werden…
„Xüßer“ und „Xenf“ passen gut zur bevorstehenden Wiesn, teilt der Zoo mit. Ihr älterer Bruder, 2022 geboren als erstes Exemplar seit 30 Jahren, trägt übrigens den Namen „Willi von Weißwurst“. Jetzt gibt’s also den xüßen Xenf zur Weißwurst.
Die nackten Fakten: Xüßer ist 3,8 Kilo, Xenf 4,4 Kilo schwer. Ihre Stacheln beginnen erst nach zwei Wochen auszuhärten. Die Mama wird’s freuen. Mit der Untersuchung habe man sich Zeit gelassen, weil der Bauchbereich gerade bei Jungtieren sehr empfindlich sei. Die Racker liegen derzeit gerne zusammen mit ihren Eltern in der Baumhöhle.
Carsten Zehrer, Leiter der Zoologischen Abteilung und Kurator, findet die Entwicklung seiner „X-Men“ gut – und das Verhalten ihrer Eltern. „Sie haben sich wieder vorbildlich um ihren Nachwuchs gekümmert“, sagt er. Wie schon bei Willi von Weißwurst also. Direktor Rasem Baban ist ebenfalls hoch erfreut: „Der erste Zwillingsnachwuchs bei den Weißschwanz-Stachelschweinen ist im Hinblick auf die erfolgreiche Nachzucht aus dem vergangenen Jahr etwas ganz Besonderes.“ Und er sei auch „eine Bestätigung, dass sich die Eltern sehr wohl fühlen“.
Übrigens: Die Mär, dass die Tiere bei Gefahr mit ihren Stacheln schießen, ist falsch. Bei Gefahr stellen sie die Stacheln auf, um größer zu wirken. Wenn nichts mehr hilft, bewegen sie sich rückwärts auf den Gegner zu und rammen ihre Stacheln in den Körper des Angreifers. Dann sind sie nicht mehr xüß, sondern xauer.
Berühmter Nachwuchs: Quintana und Otto
Was wären die Tiere ohne Namen? Die Meldung, dass der Wiener Zoo in Schönbrunn künftig auf Namen verzichten wolle, um Tiere nicht zu vermenschlichen, wurde schnell dementiert. Und man stelle sich vor, auch die Münchner wären auf die Idee gekommen… Wer kennt schließlich nicht mehr Eisbärin Quintana, die 2016 geboren wurde und längst in Frankreich lebt, oder den (mittlerweile nicht mehr) kleinen Otto, der zum Faschingsbeginn vor drei Jahren auf die Welt kam, am 11.11.2020?
Auch heuer im Tierpark Hellabrunn geboren und daher mit X-Namen ausgestattet wurden die beiden Elchkälber Xynthia und Xantorin, ebenfalls ein Zwillingspärchen. Auch das System, die Tier nach dem fortlaufenden Alphabet zu benennen – also heuer X, nächstes Jahr Y und so weiter – hat einen so einfachen wie einleuchtenden Grund: So lasse sich leicht nachvollziehen, wann ein Tier geboren wurde oder in den Zoo kam, teilen die Verantwortlichen mit.