Der lange Weg zum Solardach

von Redaktion

Denkmalschutz macht Vorhaben in der Altstadt oft schwierig – Grüne kritisieren fehlende Förderung durch Freistaat

„Jedes Dach zählt“, sagt Bürgermeisterin Katrin Habenschafen (Grüne). „Weil es ein Beitrag für mehr Klimaschutz und günstigen Strom ist.“ Ein hehrer Vorsatz, doch gerade in der Altstadt gestaltet sich die Installation von Photovoltaik-Anlagen schwierig. Wegen der Anforderungen des Denkmalschutzes.

Caspar-Friedrich Brauckmann weiß ein Lied davon zu singen. Der Geschäftsführer des Traditionsunternehmens Kustermann hat lange für die Genehmigung eines Solardachs auf dem Firmengebäude am Viktualienmarkt gekämpft.

Als die Unternehmerfamilie im März letzten Jahres dem Thema nähertrat, gab es noch keine Spielräume für Solardächer auf ensemblegeschützten Gebäuden, so Brauckmann. „Somit konnte damals auch kein Bauantrag gestellt werden.“ Nach vielen Gesprächen und dank eines neuen Gesetzes der Landesregierung konnte die Stadt die Genehmigung schließlich erteilen.

Dass vom Bau der Anlage wegen fehlender Staatszuschüsse Abstand genommen wird, bestätigt Brauckmann nicht. Aber: „Die Frage der Rentabilität stellt sich für ein mittelständisches, familiengeführtes Unternehmen natürlich immer.“ Die genauen Kosten sind laut Brauckmann noch gar nicht bekannt. Voraussichtlich wird ein siebenstelliger Betrag für 500 Solarpanels investiert, die rund 500 000 Kilowattstunden im Jahr erzeugen. Damit sollen mindestens 70 Prozent des Eigenverbrauchs gedeckt werden. Die Anlage wird zwar vom Viktualienmarkt zum Teil einsehbar, aber nicht erkennbar sein. Sie wird entsprechend eingefärbt.

Das Beispiel Kustermann nehmen die Rathaus-Grünen zum Anlass, um auch im Bereich der Altstadt für eine Photovoltaik-Offensive zu werben. „Wir wollen noch mehr Tempo bei der lokalen Energiewende“, sagt Habenschaden. Dass es nach einer Änderung des bayerischen Denkmalschutzgesetzes auch Bewohnern und Unternehmen in der Innenstadt erlaubt ist, Solarmodule auf ihren Dächern zu installieren, sei erfreulich. Dass der Freistaat eine finanzielle Unterstützung für denkmalangepasste Photovoltaik-Anlagen abgelehnt habe, allerdings nicht. Damit sei eine Riesen-Chance vertan worden, um einen Boom auszulösen, meint Habenschaden. Allerdings hat die Stadt ein eigenes Förderprogramm für Photovoltaik. Habenschaden hofft, „dass noch mehr Menschen und Unternehmen, jetzt auch in der Innenstadt, davon Gebrauch machen“.

Zudem beantragt die Stadtratsfraktion der Grünen, dass sich das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) und die Lokalbaukommission (LBK) im Lichte der Gesetzesnovelle gemeinsam mit den Stadtwerken darum bemühen, wie Potenziale auf städtischen Gebäuden gehoben werden können, die vom Denkmal- und Ensembleschutz umfasst sind. Ferner sollten LBK und RKU eine Internet-Seite erstellen, auf der unter anderem über Fördermöglichkeiten für lokale Eigentümer und Unternehmen informiert werde.

Auch Informationsveranstaltungen für Bürger sollten von der Verwaltung organisiert werden. Unlängst hatte der Stadtrat einen Masterplan beschlossen, wonach langfristig rund 25 Prozent des Stromverbrauchs der Stadt mit Solaranlagen gedeckt werden können. KLAUS VICK

Artikel 6 von 6