Dass der Aufzug-Notknopf des Olympiaturms aufleuchtet, kommt schon mal vor. „Zu 99 Prozent sind es aber triviale Fälle“, sagt Ulrich Bodammer. Er ist seit 22 Jahren einer von drei Betriebsleitern im Fernsehturm. Vor einer Woche war die Sache aber doch etwas ernster. Der Aufzug steckte auf einer Höhe von 162 Metern fest. Drei Passagiere und die Aufzugführerin mussten gerettet werden. Alles ging gut.
Bodammer wurde an diesem Freitag vor einer Woche gegen Mittag über das Notrufsystem alarmiert und eilte sofort in den Steuerungsraum für den Aufzug. Ein Steuergerät für den elektrischen Antrieb war ausgefallen. Bei derartigen Vorfällen setze er sich immer eine Frist von fünf Minuten: „Wenn sich der Aufzug dann nicht in Gang setzen lässt, greift das Rendezvous-System“, berichtet Bodammer. Dies bedeutet, dass der zweite intakte Aufzug auf dieselbe Höhe wie der defekte befördert wird. Mit einem Spezialschlüssel lassen sich beide Aufzugtüren in diesem korrespondierenden System öffnen. Über eine kleine Brücke können die Passagiere dann übertreten. Genau so lief es vergangenen Freitag ab.
Bodammer erzählt, dass die drei Passagiere – eine Mutter und ihre beiden jugendlichen Söhne – nicht in Panik gewesen seien und die Havarie locker aufgenommen hätten. Einen schweren Unfall mit Personen habe es während seiner Karriere ohnehin noch nicht gegeben. Und ein derartiger Notfall – die Rendezvous-Fahrt wird Bodammer zufolge regelmäßig mit der Feuerwehr geübt – passiere nur etwa alle drei bis vier Jahre.
Irgendwie war es dennoch ein Warnschuss und ein kleiner Vorgeschmack aufs nächste Jahr: Von Juni 2024 bis Mitte 2026 ist der Fernsehturm nämlich offiziell für zwei Jahre geschlossen. Das 1968 eröffnete Münchner Wahrzeichen muss aufwendig saniert werden. Dabei geht es vor allem um Brandschutz und Aufzugstechnik. Sanierungsbedürftig sind auch die Betonwände im Aufzugsschacht, die bestehenden Aufzüge hätten ihre technische Lebensdauer überschritten, was das Risiko von Ausfällen erhöhe, heißt es von den Stadtwerken, die für den technischen Betrieb des Fernsehturms zuständig sind. Der aktuelle Vorfall bestätigt diese Warnung. Für die Modernisierung muss die Stadt kräftig in die Tasche greifen. Die Kosten für die notwendigen Baumaßnahmen belaufen sich auf voraussichtlich rund 50 Millionen Euro.
Der Aufzug des Olympiaturms war im Übrigen fast eine Woche lang defekt. Erst seit Mittwochvormittag läuft der Lift wieder – und Besucher können wie gewohnt die atemberaubende Aussicht von dem 291 Meter hohen Bauwerk genießen. Etwa 500 000 Menschen pro Jahr besuchen den Turm. Das Ersatzteil sei schwer aufzutreiben gewesen, heißt es von einem Sprecher des Olympiaparks – weshalb der Austausch fünf Tage auf sich warten ließ.
Wegen des defekten Aufzugs musste auch das Restaurant auf 181 Metern Höhe im Olympiaturm ein paar Tage schließen. Reservierungen wurden storniert. Besucher des Sommernachtstraum-Festivals, die zugleich ein Essen im „Restaurant 181“ gebucht hatten, haben laut der Olympiapark München GmbH Gutscheine erhalten. Ansonsten werde mit dem Lokal-Betreiber über eine etwaige Entschädigung verhandelt. Im Übrigen wird während der zweijährigen Sanierungsphase auch die Küchentechnik des Restaurants erneuert.
Ebenfalls saniert wird das Olympiastadion. Die Arena muss zwischen Oktober 2025 und Juni 2027 geschlossen werden. Die Kosten werden auf bis zu 155 Millionen Euro beziffert.