Furcht um die Fische

von Redaktion

Weil die Isar immer wärmer wird, droht den Wasserbewohnern der Erstickungstod

VON DANIELA POHL

Isar-Fische im Hitze-Stress: Die heißen Temperaturen setzen Bachforelle, Huchen und Co. ordentlich zu. „Die Tiere leiden unter der Sauerstoffknappheit, im schlimmsten Fall verenden sie elend“, warnt Axel Bartelt, der Präsident des Landesfischereiverbands Bayern.

Sonne satt und 22 Grad Wassertemperatur bei Niedrigwasser – eine gefährliche Mischung für unsere heimischen kälteliebenden Fischarten. Vor allem Salmoniden wie Bachforellen, Saiblinge und Huchen leiden. „Für Salmoniden bedeutet das aktuelle Zusammenspiel aus Hitze und Niedrigwasser Dauerstress“, sagt Bartelt. Zu warmes Wasser schwächt die Fische, macht sie krankheitsanfällig und führt im schlimmsten Fall zum Tod.

Das Problem: „Bei hohen Temperaturen sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser. Bis zu einem gewissen Grad können die Fische dem Temperaturanstieg für kurze Zeit standhalten.“ Dauerhaft über 22 Grad sei aber ein Stress. „Hat das Wasser länger 24 Grad wird es kritisch für kälteliebende Arten – die Fische erleiden einen Kreislaufzusammenbruch.“

26 Fischarten leben in der Isar. Der Huchen, „der König der bayerischen Fische“, werde im Regelfall kaum mehr gesichtet. „Er braucht viel Sauerstoff und klares, reines Wasser.“ Schlecht bestellt sei es auch um die Nase: Der Fisch aus der Familie der Karpfen komme kaum mehr vor. Grund für den Schwund sei in diesem Fall nicht der Klimawandel, sondern Eingriffe des Menschen in den Fluss, sagt Bartelt. „Die Nase war früher der Steckerlfisch auf dem Oktoberfest, so groß war der Bestand. Aber aufgrund der fehlenden Durchgängigkeit der Gewässer ist die Laichwanderung von Passau bis nach Bad Tölz ziemlich zum Erliegen gekommen.“

Einfache Maßnahmen wie Fischaufstiegsanlagen seien bereits eine große Hilfe. Ganz aktuell: „Am Donnerstag wollen die Stadtwerke mit dem Bau einer solchen Anlage in Großhesselohe beginnen.“

Zu einem Artensterben aufgrund der Hitzeentwicklung sei es in München noch nicht gekommen. „Wir haben im Voralpengebiet den Vorteil, dass es viel Niederschlag gibt.“ In anderen Regionen im Freistaat sei es kritischer. „Im Ebinger See im Kreis Bamberg kam es jüngst zu einem Fischsterben.“

Bartelt appelliert auch an Wirtschaft und Politik, die Fische im Freistaat besser zu schützen. „Wir wollen nicht, dass die Energiewende auf dem Rücken der bayerischen Gewässer ausgetragen wird.“ Statt neue Kraftwerke zu bauen, sollten erst mal die bestehenden ertüchtigt werden. „Man könnte hunderte Gigawatt Strom durch einen Ausbau der Anlagen gewinnen, anstatt neue zu bauen.“

Unabhängig vom Thema Energiewende sei Soforthilfe wünschenswert. „Es wäre schön, wenn die Kraftwerksbetreiber an die Fische denken würden und an extrem heißen Tagen die Restwassermenge erhöhen, damit mehr Wasser durchgeht. Die bayerischen Fische würden es ihnen danken.“

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