Claudia Pichler mit Dialekt-Preis geehrt

von Redaktion

Ehre für die Kabarettistin Claudia Pichler (37): Sie wurde gestern mit dem Dialektpreis Bayern gewürdigt. „Die Preisträgerinnen und Preisträger haben zur Stärkung, Pflege und Erforschung der Mundarten beigetragen“, sagte Finanzminister Albert Füracker bei der Verleihung. Wir haben vorab mit der Aubingerin über ihre Liebe zum Bairischen gesprochen.

Frau Pichler, was bedeutet Dialekt für Sie?

Dialekt ist etwas ganz Persönliches. Er gehört zum Begriff der Heimat dazu. Sobald es um Gefühle geht, spreche ich eher Dialekt. Denn Sprache ist ganz nah an einem dran und Gefühle sind zutiefst persönlich.

Was kann Dialekt, was Hochsprache nicht kann?

Als Kabarettistin kann ich mir durch Dialekt mehr rausnehmen. Es gibt mehr Spielräume und Zwischentöne. Ich kann mehr andeuten. Das geht durch Tonfall und Wortwahl, aber auch durch den Konjunktiv. „I dad a Semml nehma“ – durch solche Formulierungen treffen wir weniger endgültige Aussagen, es bleibt mehr im Möglichen.

Sie freuen sich über jedes neue Dialektwort, das sie aufschnappen. Welches war das zuletzt?

Ich habe kürzlich mit einer Kollegin aus der Oberpfalz zusammengearbeitet. Und wenn bei ihr viel los war, hat sie diese Situation mit dem Wort nasch beschrieben.

Wie sehen Sie die Zukunft des Bairischen?

Sprache ist immer im Wandel. Es gibt viele Wörter, die ich von meiner Oma kenne, aber nicht nutze. So stirbt Sprache aus. Dem kann man entgegenwirken, wenn man mit Freude Dialekt spricht.

Dialektsprecher werden oft mit Vorurteilen konfrontiert.

Ja, es heißt zum Beispiel, dass wir nicht so schlau sind. Das habe ich als Schülerin selbst erlebt, ich bin für meinen Dialekt belächelt worden. Zum Glück verschwinden diese Vorurteile langsam, denn das war damals sehr unangenehm.

Falls das Bairische ausstirbt: Welches Wort sollte am längsten überleben?

Dramhappad. Das kann man nicht direkt übersetzen, verträumt trifft es nur halb. Aber es beschreibt einen Zustand, in dem ich mich oft befinde. Ich bin dann nicht ganz anwesend – ein schöner Zustand.

Sie treten auch außerhalb Bayerns auf. Wie passen Sie sich sprachlich an?

Ich habe einen gemäßigten Dialekt. Aber natürlich nutze ich gern gewisse Begriffe. Ich frage die Menschen im Publikum dann, ob sie mich verstehen. Gleichzeitig darf man die große Zahl an Exil-Bayern nicht unterschätzen, die mich gern Dialekt sprechen hören.

Interview: Regina Mittermeier

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