Heute ist der erste Tag der Sommerferien. Doch Samuel Kutter (48) schaut gemeinsam mit weiteren Eltern am Münchner Pestalozzi-Gymnasium schon jetzt voll Sorge aufs neue Schuljahr. Knackpunkt: der Sportunterricht. „Die Schüler müssen auch künftig eine weite Strecke mit dem Bus zur Turnhalle fahren“, ärgert sich Kutter. Durch die Irrfahrt bleibe kaum noch Zeit für den Sport. Deshalb startete der Elternbeirat jetzt eine Petition und fordert von der Stadt: „Teilt unseren Kindern näher gelegene Turnhallen zu. Das ist besser für Schüler und Umwelt – und spart Geld!“
Das Pestalozzi-Gymnasium an der Eduard-Schmid-Straße ist das einzige vollständig musische Gymnasium für Mädchen und Jungen in München. „Leider ist der Platz knapp, es gibt an unserer Schule weder einen ausreichend großen Übungs- oder Konzertsaal, noch eine Aula oder Ähnliches. Deshalb müssen unsere Turnhallen am Nachmittag regelmäßig für Orchesterproben und Veranstaltungen genutzt werden“, sagt Brigitte Seytter, die Vorsitzende des Elternbeirats. Die zwei Turnhallen reichen vormittags nicht für alle acht bzw. bald wieder neun Jahrgangsstufen mit ihren jeweils vier Klassen. Folge: Die Schüler müssen auf andere Hallen ausweichen.
Bis Ende des Schuljahres 2021/22 kamen die Gymnasiasten beim nahen TSV München-Ost unter. „Die Kinder konnten zu Fuß hinlaufen“, erzählt Samuel Kutter. „Doch vergangenes Jahr hat uns die Stadt die Turnhalle an der St.-Cajetan-Straße zugeteilt, dahin müssen alle per Extra-Bus fahren.“ Oft gebe es Stau und Verspätungen auf der Strecke, durch Hin- und Rückfahrt blieben nur 30 bis 40 von eigentlich 90 Minuten in der Halle übrig zum Sporteln. Kutter: „Das ist für Schüler und Lehrer frustrierend.“
Nachteile hätten aber nicht nur die Schüler. „Die Stadt könnte einiges an Steuermitteln einsparen“, sagt Kutter und rechnet vor: „Eine Fahrt mit dem Extrabus kostet ca. 100 Euro. Eine Turnhalle dürfte geschätzt maximal ca. 35 bis 50 Euro kosten für 60 Minuten, also 50 bis 75 Euro pro Doppelstunde.“ Das sei bereits hoch geschätzt, so der 48-Jährige. „Wir haben uns an den Zahlen der Stadt für Vermietungen orientiert. Es ist zu vermuten, dass der TSV München-Ost einen ähnlichen Tarif der Stadt anbietet, da seine neue Halle mit großen Millionenbeträgen öffentlich gefördert wurde.“
Kutters Fazit: „Bei fünf betroffenen Klassen und 40 Schulwochen macht das ca. 5000 bis 10 000 Euro Mehrkosten, wenn unsere Kinder in die entferntere Turnhalle fahren müssten. Das Sparpotenzial könnte sogar auch noch höher liegen, vielleicht bis zu 14 000 Euro!“
Beim TSV München-Ost hat der Elternbeirat bereits nachgefragt. „Wir haben uns nach den freien Turnhallen-Kapazitäten erkundigt und sie mit dem Bedarf der Schule verglichen. Es schaut gut aus.“ Auch ans Referat für Sport und Bildung haben sich die Eltern gewandt. Dieses teilte unserer Zeitung auf Anfrage mit, die Schwierigkeiten am Standort bezüglich des Raumangebots für den Sportunterricht seien dem Referat bekannt. „Gemeinsam mit der Schule arbeiten wir daher derzeit daran, eine Lösung zu finden. Am 3. August findet dazu auch ein Gespräch mit den Elternbeiratsvertretern und Stadtschulrat Florian Kraus und Mitarbeitern des Referats statt.“
Für die Petition sind bisher einige hundert Unterschriften eingegangen, auch am Schulfest haben die Eltern und Schüler nach Unterstützern gesucht. An der Petition beteiligen kann man sich unter www.openpetition.de/!SportstattBusPGM