Der Streit um das Projekt Sommerstraße in der Unteren Au hält an. Die CSU-Stadtratsfraktion will nun die Anwohner der Kolumbusstraße abstimmen lassen, ob der dortige Verkehrsversuch fortgesetzt werden soll.
Wie berichtet, ist die Straße noch bis Ende Oktober teilweise für Autos gesperrt. Parkplätze wurden in Aufenthaltsräume für Anwohner umgewandelt – mit Hochbeeten, einem Rollrasen oder Sandkästen. Es handelt sich um ein Modellprojekt für autoreduzierte Quartiere. Doch die Sommeridylle in der südlichen Au gefällt nicht jedem. 135 Bürger fordern mit einer Unterschriftenliste den sofortigen Stopp des Projekts. Sie beklagen ein Parkplatzchaos im Viertel, aber auch Lärmbelastung sowie Dreck und Staub durch den Sandkasten.
Die CSU greift diesen Protest auf. Stadtrat Hans Hammer sagt: „Das Sommer-Chaos an der Kolumbusstraße spaltet die Nachbarschaft.“ Daher solle die Stadt eine Befragung der direkten Anwohner veranlassen. Zum selben Vorgehen rät die CSU bei der Landlstraße in Obergiesing. Die Fraktion will das Thema am 9. August im Feriensenat des Stadtrats behandelt wissen. Hammer: „Die Anwohner sollten entscheiden, ob das Projekt fortgesetzt oder sofort beendet wird.“
Danach sieht es allerdings nicht aus. Die grün-rote Rathaus-Regierung hält nichts von einem Abbruch des Projekts. Auch der örtliche Bezirksausschuss (BA) hat während seiner jüngsten Sitzung einen darauf abzielenden Bürgerantrag abgelehnt. „Gegen einen unmittelbaren Stopp sprechen die vielen positiven Rückmeldungen“, hieß es. Das Gremium verwahrte sich zudem gegen den Vorwurf undemokratischen Vorgehens: „Der Bezirksausschuss hat das Projekt wiederholt in öffentlicher Sitzung besprochen.“ Franz Klug (Grüne) gab ferner zu bedenken: „Wir brauchen Forschungsprojekte in diese Richtung, um die Klimaziele zu erreichen. Das sind Maßnahmen zum Schutze von uns allen.“ Die Kosten für das autofreie Quartier belaufen sich laut BA auf 60 000 Euro. Einige Anträge der verärgerten Anwohner wurden vom BA jedoch aufgegriffen: So wollen sich die Lokalpolitiker dafür einsetzen, dass mehr Anwohnerparkplätze geschaffen werden, und prüfen, ob provisorische Parkplätze auf dem Mariahilfplatz eingerichtet werden können. Außerdem sollen mehr Trinkbrunnen an der Kolumbusstraße aufgestellt werden.
Die SPD-Fraktionschefin im Stadtrat, Anne Hübner, sagte am Montag, es habe bereits viele Nachbesserungen gegeben: „Wir sind der Meinung, dass gemeinsam mit den Anwohnern weiter in diese Richtung gearbeitet werden muss. Jetzt über einen Abbruch des Projekts entscheiden zu lassen, hielten wir für einen Fehler.“ Ähnlich sieht das Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher: „Ein hastig durchgeführter Quasi-Bürgerentscheid ist für uns keine Option.“ Die Umgestaltung sei ohnehin bis Oktober befristet. Der Pilotversuch werde wissenschaftlich begleitet und vom Bund sowie der TU finanziell und personell unterstützt. Die Anwohner würden vor, während und nach dem Projekt einbezogen, um aus dem Versuch zu lernen. KLAUS VICK, SOPHIA BELLIVEAU