Montagmorgen, 8 Uhr, U6 stadteinwärts – alles steht! Die Ursache? Unklar. Auf Höhe der Dietlindenstraße macht der U-Bahn-Fahrer eine Durchsage. „Heute in der Früh hat noch alles wunderbar funktioniert, da haben wir uns gefreut“, sagt er freundlich. Wann es weitergeht, das wisse er nicht. Die Bahn steht ein paar Minuten, irgendwann fährt sie wieder los. Aber sie kommt nur bis zur Giselastraße. „Es gibt eine Signalstörung auf der frisch renovierten Strecke“, teilt der Fahrer schließlich mit. „Es gibt derzeit einen riesigen Rückstau.“ Zu Verspätungen von bis zu 20 Minuten kommt es am Montag wegen der Störung auf den Linien U3 und U6.
Abgesehen von solchen technischen Problemen müssen die Münchner auf dieser Linie weiterhin mit bösen Überraschungen rechnen. Die U3/U6 ist Münchens unterirdische Dauerbaustelle. Der rund siebenwöchige Ersatzverkehr mit Bussen wegen der Weichen-Erneuerung ist seit gestern zwar vorbei – doch schon folgen die nächsten Einschränkungen: Die Bauarbeiten am U-Bahnhof Sendlinger Tor gehen in die finale Phase. Seit gestern und bis zum 31. August fährt daher zu bestimmten Zeiten zwischen Odeonsplatz und Goetheplatz nur noch ein Pendelzug im 15-Minuten-Takt. Die U3 ist außerdem zwischen Münchner Freiheit und Goetheplatz unterbrochen – die U6 zwischen Odeonsplatz und Implerstraße. Die Einschränkungen gelten unter der Woche immer ab 22.30 Uhr bis Betriebsschluss, samstags schon ab 21 Uhr – und an Sonntagen und Feiertagen ganztägig.
Immerhin: Im September, rechtzeitig zum Oktoberfest, soll erst einmal alles normal laufen. Ab Oktober folgen dann aber schon die nächsten Störungen, die voraussichtlich die U1 und U2 betreffen werden. Bis Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten am U-Bahnhof Sendlinger Tor abgeschlossen sein. Eigentlich hätte die Modernisierung (Baustart war 2017) bereits Ende 2022 fertig sein sollen. Wegen ungeplanter Hindernisse und einiger Großevents in München verzögerten sich die Arbeiten immer wieder.
Nach mehr als 45 Jahren wird der Verkehrsknotenpunkt rundum erneuert. Höhere Bahnsteige und mehr Lifte sollen die Barrierefreiheit verbessern, zusätzliche Treppen sollen das Umsteigen erleichtern, neue Fahrstühle mehr Komfort bieten. Zudem sind mehr Shops in den Zwischengeschossen geplant. Wegen des Umbaus kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Einschränkungen.
„Für Fahrgäste ist das extrem lästig“, sagt Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn. Es sei zwar verständlich, dass das in die Jahre gekommene U-Bahn-Netz erneuert werden müsse, doch fehle es an Alternativen: „Das Bahnnetz muss so robust sein, dass es ausgefallene Strecken wegen Baustellen auffangen kann.“ Das sei nicht immer der Fall: Beispielsweise empfiehlt die MVG nun, dass Fahrgäste von der U6 am Harras auf die S7 umsteigen sollen, um in die Innenstadt zu kommen. „Diese fährt aber nur im 20-Minuten-Takt“, sagt Barth. Für gleichwertigen Ersatz müsse das Bahnangebot in Zukunft besser werden, fordert er – vor allem für zukünftige Projekte.
Der U-Bahnhof ist nicht die einzige Baustelle im Netz der MVG – in diesem Jahr sind noch weitere geplant: Von Anfang Oktober bis Dezember werden etwa drei Rolltreppen am Odeonsplatz erneuert, die die Bahnsteige U4 und U5 mit dem Sperrengeschoss verbinden. Der Halt der U4 und U5 am Odeonsplatz in Richtung Karlsplatz wird in diesem Zeitraum entfallen. Grund: Die Kapazität des Bahnsteige werde durch den Umbau zu stark eingeschränkt.