Um die neuen Pflanztröge schwirren Bienen, auf den neuen Bänken sitzen zwei Damen und ratschen angeregt auf Bairisch: Der Viktualienmarkt ist die „gute Stube“ Münchens und gleichzeitig Herzstück der Altstadt. Jetzt hat er eine Schönheitskur erfahren. Dazu gehören: 20 neue Pflanzentröge, sechs neue Dachplatanen, acht bunte Bänke, rund 80 Stühle und Hocker sowie 20 zusätzliche Fahrradständer und eine neue Beleuchtung. Sie machen den „grünen Markt“ jetzt noch einladender. „Gemeinsam mit den Händlern und Händlerinnen haben wir uns überlegt, welche Bedürfnisse der Viktualienmarkt noch offenlässt“, sagt Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU). Mit insgesamt rund 700 000 Euro, die aus EU-Fördermitteln stammen, hat die Stadt das Maßnahmenpaket umgesetzt. Unsere Zeitung hat sich bei einem Bankerl-Ratsch umgehört, wie die neuen Sitzgelegenheiten bei den Münchnern ankommen – und was sie mit dem Markt verbinden.
Uta Simons (58) sitzt gerade auf einer der neuen Bänke, hinter ihr ragt die grüne Krone einer der neuen Platanen in den weiß-blauen Himmel: „Für mich ist der Viktualienmarkt Balkon oder Garten gleichzeitig“, sagt sie – ihre Wohnung am Gärtnerplatz biete das alles nicht. „Ich genieße die neuen Bäume hier – die kleinen Unterhaltungen mit Fremden, die Gerüche.“ Schon als Kind und Jugendliche bummelte sie gerne über den Markt. Mit dem Bus fuhr sie häufig von Kirchheim, wo ihre Familie lebte, nach München: „Sobald ich genug Geld zusammenhatte, bin ich in die Stadt gefahren – Landflucht sozusagen.“ Auf dem Viktualienmarkt habe sie dann oft eingelegte Gewürzgurken auf Papier gekauft – ein traditioneller Snack auf dem Markt. „Das habe ich dann auch mit meinen eigenen Kinder wieder gemacht“, sagt sie. Tradition eben.
Markus Wagner (42) nimmt auf derselben Bank Platz: „Ich beobachte von hier aus einfach gerne die Leute, hier menschelt es so schön“, sagt er. Früher als Kind ging Wagner mit seinem Vater oft in die alte Freibank am Markt, wo jetzt der „Pschorr“ ist: „Mein Vater hat dann eine Halbe getrunken und ich hab die Spatzen auf dem Marktplatz beobachtet – das hat mich wahnsinnig begeistert.“ Die gebe es zwar kaum mehr, aber die Gemütlichkeit, die blieb. „Ich kann hier einfach abtauchen, dem hektischen Treiben entfliehen.“ Durch die neuen Sitzmöglichkeiten funktioniere das noch besser.
Ein wenig weiter, direkt vor einem Standl, sitzt Pia Baur (37) auf einer neuen Bank mit ihrem Laptop und arbeitet. „Das ist einfach so ein ruhiges Getümmel – ich kann mich hier super konzentrieren.“ Hier treffe alte Tradition auf Moderne – Laptop und Lederhose sozusagen. Erst kürzlich sei sie hier frühmorgens gesessen, als der Umzug des Gärtnerjahrtags vorbeizog: „Plötzlich spielte vor mir eine Blaskapelle“, sagt sie. Das ist für sie typisch München.