Er liegt nur 350 Meter Fußweg vom Pasinger Bahnhof entfernt, mitten auf der idyllischen Würminsel. Doch trotz Bestlage wurde er zum vergessenen Hof, verfallen und verwildert: der historische Perlschneiderhof am Manzingerweg. Nach langem Gerangel soll das leer stehende Kleinod jetzt gerettet werden: Die Stadt München gibt für den Kauf über 400 000 Euro aus. Den Antrag hatten ÖDP/München-Liste gestellt, er wurde von der Mehrheit im Stadtrat unterstützt.
Der denkmalgeschützte Perlschneiderhof gilt als einer der letzten Original-Bauernhöfe in Pasing. Erwähnt ist er bereits im 16. Jahrhundert. Seinen Namen erhielt er, weil die Bewohner dort einst Schweine kastriert haben. Zuletzt hatte das Gehöft mit seinen gut 1770 Quadratmetern Grund zwei Schwestern gehört. Eine hatte ihren Teil in den Fünfzigerjahren an die Stadt verkauft. Der andere Teil blieb nach dem Tod der zweiten Schwester in deren Familie. Mittlerweile vertritt ein ehrenamtlicher Betreuer den Erben.
ÖDP und Pasinger Bürger kämpften seit Jahren für einen Ankauf des zweiten Teils – allerdings gab es Ärger um den Kaufpreis. 40 000 Euro hatte das städtische Bewertungsamt 2017 festgelegt, die Summe wurde vom Amtsgericht, Abteilung Betreuungssachen, aber abgelehnt.
Sechs Jahre später ist man sich einig: In nicht öffentlicher Sitzung stimmte die Stadt dem Ankauf (gegen die Stimmen der FDP) zu. So sieht die Rathaus-Rechnung aus: Zum Kaufpreis von 375 000 Euro kommen Nebenkosten in Höhe von 18 750 Euro sowie Anwalts- und Gerichtskosten von über 7000 Euro. Dazu sind ab 2024 noch die jährlichen Kosten für Instandhaltung und Bewirtschaftung in Höhe von 50 000 Euro fällig. ÖDP-Stadträtin Sonja Haider jubelte nach der Entscheidung: „Was lange währt, wird endlich gut. Unser historischer Hof hat endlich eine Zukunft!“ Ein Kleinod der Pasinger Geschichte werde für nachfolgende Generationen erhalten.
Wie die Sanierung und künftige Nutzung genau aussieht, steht noch nicht fest. Je nach nötiger technischer Gebäudeausstattung und Vorgaben des Denkmalschutzes sei mit einem höheren „siebenstelligen Kostenvolumen“ zu rechnen, heißt es vonseiten der ÖDP, die in einer Visualisierung zeigt, was der Perlschneiderhof werden könnte: ein Kulturtreff samt Atelier in einem Gebäude aus hellem Holz mit großen Fenstern, Schiebetüren und Gartenteichen. Eine echte Perle in Pasing. MARTINA WILLIAMS