Jugendliche, die prügeln, rauben oder mit dem Messer zustechen: Solche Vorfälle haben sich zuletzt in München erschreckend gehäuft – und auch die Statistik ist beängstigend. Insgesamt 8533 Tatverdächtige unter 21 Jahren listet der Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums München für das Jahr 2022 auf.
Demnach ist die Zahl voriges Jahr im Vergleich zu 2021 um 6,1 Prozent gestiegen. Sie liegt damit zwar noch um 4,3 Prozent unter der Zahl aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 – damals waren es 8912 Tatverdächtige. Aber: Der Anteil gravierender Delikte wie Raub oder räuberische Erpressung ist mittlerweile „deutlich angestiegen“, sagt Justizminister Georg Eisenreich (52, CSU).
Ermittler sehen vor allem Delikte von Jugendgruppen im Vormarsch. „Der Großteil schwerer und wiederholter Taten wird vorwiegend durch eine kleine Gruppe von Intensivtätern verübt“, sagt Eisenreich. Er fordert deshalb längere Jugendarrest-Zeiten – bis zu drei Monate statt wie bislang vier Wochen. Der Arrest ist die Vorstufe zur Jugendstrafe – maximal zehn Jahre sind für Jugendliche möglich, wenn sie zu Mördern werden.
„Insbesondere jugendliche Intensivtäter müssen frühzeitig gestoppt werden“, betonte Eisenreich. 81 solcher Täter werden aktuell bei der Polizei gelistet, sie haben jeweils fünf Delikte binnen sechs Monaten begangen.
Jenseits der Zahlen sei die Intensität der Jugendstraftaten teilweise erschreckend gestiegen, berichtet Oberstaatsanwalt Franz Gierschik. „Mittlerweile gehen die mit Macheten aufeinander los.“ Der Unterschied zu früheren Zeiten sei, „dass unsere Jugendlichen halt schlicht und einfach bewaffnet sind“. Das führe im schlimmsten Fall sogar zu Tötungsdelikten bei jüngeren Menschen.
Vor allem Raubdelikte gebe es derzeit häufig. Teils filmen die Täter die Überfälle auch. So wie es zuletzt bei zwei Fällen geschah, die die ganze Stadt schockierten. Zum Opfer wurden junge Mädchen, gedemütigt und gefilmt von jugendlichen Tätern.
Ebenfalls markant: 2022 gab es 65 Raser-Fälle von unter 21-Jährigen. Zudem begehen immer mehr Kinder unter 14 Jahren Verbrechen – sie können vom Gesetz nicht bestraft werden. Ihr Anteil ist in 2022 um 28 Prozent gestiegen. „Die Täter werden immer jünger“, so Gierschik.
Etwa 100 heftige Straftaten durch Jugendliche habe es heuer bereits im ersten Quartal gegeben. Bis zu drei Mal pro Woche würden mehr als sechs Monate U-Haft angeordnet. „Das kenne ich von früher so nicht.“ 2021 wurden 522 Jugendliche und Heranwachsende zu Haftstrafen verurteilt. „Gewalt wird nicht geduldet“, stellt Eisenreich klar. Die Justiz gehe mit „einem Bündel an Maßnahmen gegen Jugendkriminalität vor“. Jeweils ein Polizeibeamter ist etwa für Intensivtäter zuständig und soll Wiederholungstaten unterbinden.