Immobilienriese meldet Insolvenz an

von Redaktion

Einige der Bauvorhaben des Unternehmens kennen vermutlich fast alle Münchner: Zum Beispiel hat Euroboden den Derzbachhof in Forstenried rundum erneuert – ein umstrittenes Projekt, denn der älteste Bauernhof Münchens bekam eine bei der Bevölkerung wenig geliebte rückwärtige Bebauung.

Auch den Hochbunker an der Ungererstraße kennen viele Münchner mindestens vom Vorbeifahren. In dem Bauwerk entstanden unter der Regie des Immobilienentwicklers millionenschwere Wohn- und Gewerbeflächen. Dazu kommen zahlreiche weitere Projekte zum Beispiel in der Kolberger-, der Reichenbach- oder der Arcisstraße.

Doch nun ist Euroboden zahlungsunfähig. Am Freitag haben die Geschäftsführer Stefan Höglmaier – gleichzeitig auch Firmengründer – und Martin Moll beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.

Gerüchte um die finanzielle Lage bei Euroboden gab es schon länger – zuletzt im Zusammenhang mit einem Areal in der Stadt Ebersberg, das das Unternehmen entwickeln sollte. In München hatte der Immobilienentwickler im vergangenen November ein Projekt für günstige Wohnungen abgegeben. Mieten unter zehn Euro waren im „Haus für München“ im Gespräch. Doch dann gab die Firma den Zuschlag für die Projektentwicklung zurück – aufgrund geänderter Zins- und Baukostenlandschaft“, wie es damals offiziell hieß.

Heute klingen die Gründe für den Insolvenzantrag ganz ähnlich. Schuld an der „weiteren Verschlechterung der kurz- und mittelfristigen Finanz- und Liquiditätsplanung“, so Euroboden, seien vor allem gescheiterte Grundstücksverkäufe beziehungsweise die geringen Erfolgsaussichten weiterer Verkäufe. Dies habe zur Folge, „dass bisher erwartete Erlöse auf Ebene der Projektgesellschaften wegfallen oder deutlich später und geringer als geplant ausfallen“. Konkret könnten demnach eingeplante Mittel in zweistelliger Millionenhöhe nicht oder nicht mehr im geplanten Zeithorizont eingenommen werden.

„Hinzu kommen die weiterhin negativen Marktaussichten für Projektentwickler durch erheblich gestiegene Baukosten, die anhaltend hohen Zinsen, den Nachfrageeinbruch auf Käuferseite sowie die starke Zurückhaltung der Finanzierer bei der Vergabe oder Prolongation von Krediten“, heißt es in einer Mitteilung von Euroboden.

Ob die Insolvenz auch Auswirkungen auf die Tochtergesellschaft der Euroboden GmbH hat, werde derzeit noch geprüft, so das Unternehmen. Wie es nun weitergeht – ob etwa ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird –, muss das Amtsgericht entscheiden. Unklar ist bis dahin, wie es mit den laufenden Münchner Projekten weitergeht. Unter anderem ist in Sichtweite des Riemer Bahnhofs das Hammerschmidt-Projekt in der Gemeinde Dornach im Bau. Pläne gibt es außerdem für ein blau-weißes Wohnhaus am Giesinger Berg nahe des Löwen-Stadions. Und auch einen Wohn- und Gewerbebau an der Franziskanerstraße entwickelte Euroboden zuletzt. A. DASCHNER

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