Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller blickt besorgt auf die Entwicklung in demokratischen Ländern. „Es scheint eine Langweile oder ein Überdruss an der Freiheit in der Demokratie entstanden zu sein. Auch in Deutschland“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur vor ihrem 70. Geburtstag am Donnerstag. „Rechtsradikale faseln vom ,sozialnationalen‘ Staat, meinen Nationalsozialismus und halten sich für schlau, weil sie es nicht aussprechen.“ Das „völkische Denken“ träume „von einem anderen Deutschland, in dem millionenfache Vertreibung im Namen der Heimat zum Alltag wird. Dafür wünschen sie sich einen starken Führer, der die Nato verlässt und sich vom Kriegsverbrecher Putin schützen lässt. „Die Rechtsradikalen verleumden die Demokratie als Diktatur, und ihre Wähler glauben ihnen.“ Grund sei politischer Infantilismus. „Man verschließt die Augen vor den Problemen – wie Putins Krieg oder dem Klimawandel oder ökonomischen Verflechtungen – und glaubt eingenebelt und aufgehetzt politischen Märchen.“ dpa