Sie haben ihren Worten Taten folgen lassen: zwölf Aktionen, acht Standorte, rund 80 Klima-Kleber auf dem Asphalt und jede Menge Ärger bei den Autofahrern. München hat am Donnerstag zu spüren bekommen, was die Letzte Generation unter einer Protesthochburg versteht. Wie angekündigt sind die Umweltaktivisten ab acht Uhr auf die Straße gegangen, um vor einer drohenden Klima-Krise zu warnen. Rund 200 Polizisten waren im Einsatz, um die blockierten Straßen möglichst schnell frei zu bekommen. Die Verkehrsbehinderungen sollen aber erst der Anfang sein. Die Letzte Generation will München nämlich wochenlang auf den Kopf stellen.
Wo die Gruppierung startet, ließ sie bis zuletzt offen. Um 8.05 Uhr ist aber klar: Die Letzte Generation hält an bewährten Mustern und am Stachus fest. In Windeseile rennen dort sechs Personen an der Ecke Prielmayerstraße auf die Fahrbahn. Beamte einer Einsatzhundertschaft sind ihnen auf den Fersen, am Ende aber zu langsam: Vier der Klima-Aktivisten schaffen es, ihre Hände flink auf den Asphalt zu kleben. „Längst festgeklebt, längst festgeklebt“, rufen sie, damit sie von Polizisten nicht einfach weggerissen werden.
So schnell, wie sich dann der Verkehr entlang des Justizpalastes staut, kochen auch die Emotionen der betroffenen Autofahrer hoch. „Verlasst doch Deutschland!“, „Ihr Ar….“ und „Wir müssen zur Arbeit!“ wird gerufen, während sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite drei weitere Aktivisten mit der Fahrbahn verkleben. „Der Stachus ist ein guter Ort für unsere Botschaft“, sagt Aktivistin Regina Stephan.
Mit ihren Kollegen hat sich die 21-Jährige viel vorgenommen, schon bei der ersten Blockade kündigt sie an, immer weiterzumachen. Das Einzige, was die junge Frau lieber nicht will, ist ins Gefängnis zu kommen. Präventivhaft in Stadelheim: „Der Gedanke macht mir Angst.“ Justizminister Georg Eisenreich (CSU) verspricht angesichts der neuen Protestwelle: „Straftaten im Namen des Klimaschutzes kann der Rechtsstaat nicht hinnehmen.“ Man wolle konsequent gegen Gesetzesverstöße vorgehen. Das Vorgehen, auf das sich Polizei und Innenministerium verständigt haben, ist aber nicht so streng wie noch 2022: Damals wanderten Klima-Kleber bei jeder Ankündigung, direkt weiterzumachen, schnell präventiv hinter Gitter. Polizeisprecher Andreas Franken spricht jetzt von einem Stufenkonzept, das zunächst die Identitätsaufnahme und Platzverweise vorsieht. Das geschieht aber vor Ort und nicht wie früher im Präsidium.
200 Polizisten spielen an diesem Donnerstag Katz und Maus mit den Aktivisten: Acht Kleber sind es nahe der Friedenheimer Brücke auf der Trappentreustraße, sieben an der Maximilianstraße, drei beim Friedensengel. Die Lage eskaliert, als sich vier Personen nahe dem amerikanischen Generalkonsulats auf die Von-der-Tann-Straße kleben. In Rage versucht der Fahrer eines Müllwagens, die Klima-Kleber wegzuziehen. Der längste Stau bildet sich derweil dort, wo sich die Landsberger Straße und die Donnersbergerbrücke kreuzen. Zu den Klebern da gehört Anja Windl, die als „Klima-Shakira“ bekannt geworden ist. „Wenn wir nichts ändern, ändert sich alles, das muss auch bei den Menschen ankommen“, lautet ihr Appell.
Nach einer Pause geht um 15 Uhr der nächste Blockade-Alarm im Präsidium ein. Erneut wird die Trappentreustraße an der Friedenheimer Brücke von den Aktivisten besetzt. Ihr Spiel mit der Polizei und den Nerven der Münchner geht weiter.