Die schrecklichen Bilder des Olympia-Attentats von 1972 haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Maskierte Terroristen, die mit Maschinengewehren im Anschlag im Olympischen Dorf israelische Sportler als Geiseln nahmen. Mittendrin: Münchner Polizisten, die als Sportler verkleidet irgendwie die Geiseln freibekommen sollen. „Wir waren damals überhaupt nicht vorbereitet“, räumt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) heute ein. Es gab einfach keine Fachkräfte, die speziell für eine solche Terror-Situationen geschult waren. Die Folge: Fünf Monate später, im Februar 1973, wurden die Spezialeinheiten der Bayerischen Polizei gegründet. Nun feiern die Sonderkommandos, von denen das SEK wohl das bekannteste ist, ihr 50-jähriges Bestehen.
Wie ernst die Lage ist, wenn diese Polizeiprofis das Ruder übernehmen, lässt schon ihr Auftreten erahnen: Die Beamten tragen modernste Schutzkleidung, Waffen und Technik am Körper. In ihrer Montur sehen sie aus wie für einen Kriegseinsatz. Nur dass ihr „Schlachtfeld“ manchmal ein ganz normales Wohnzimmer in einer idyllischen Siedlung ist. „Unsere Spezialeinheiten stehen rund um die Uhr sieben Tage die Woche für unsere Sicherheit ein“, unterstreicht Herrmann. Ausrücken müssen sie bei Schwerstkriminalität: Entführungen, Geiselnahmen und organisiertes Verbrechen. Immer dann, wenn es extrem wird.
Es gibt Spezialeinheiten in Nord- und Südbayern. Chef in München ist Andreas Huber. Er leitet das Spezialeinsatzkommando (SEK), die mobile Einsatzgruppe (MEK), das Technische Einsatzkommandos (TEK) sowie die Verhandlungsgruppe. Während bei letzteren Einheiten auch Frauen im Einsatz sind (beim MEK machen sie sogar 37 Prozent aus), ist das SEK rein männlich besetzt. Insgesamt gibt es im Freistaat knapp 400 Spezialkräfte. Ihre Zahlen pro Jahr: 3600 Einsätze, 860 000 Einsatzstunden, weitere 330 000 Stunden in Bereitschaft.
Ausrücken müssen die Profis viel öfter als mancher denkt. „Einsätze sind unser Tagesgeschäft“, erklärt Huber. Vor allem beim SEK sei die körperliche Belastung enorm – unter anderem wegen der umfassenden Ausrüstung. Entsprechend gibt es ein Höchstalter für die Spezialkräfte, das bei 48 Jahren liegt – und nur im Ausnahmefall auf 51 Jahre erhöht werden kann.
Wer im SEK ist, bleibt für Außenstehende geheim. Die Beamten operieren in der Regel mit von Schutzmasken verdeckten Gesichtern.
Fotos – außer natürlich beim Fest zum 50. Jubiläum – sind nicht gerne gesehen. Die Aus- und Fortbildung der Spezialkräfte ist so aufwendig wie anspruchsvoll. Sie stellt sicher, dass diese Spezial-Einsatzkräfte auch mit der gefährlichsten Situation umgehen können.