Für Ahmad Javanmardi war der Schulstart früher ein Höhepunkt des Jahres – nicht nur wegen der zu erwartenden Umsätze, sagt der Händler. Er freute sich immer schon, wenn Eltern mit ihren Kindern und ihren Schullisten vorbeischauten, die sie häufig direkt bei ihm abgaben – meist sogar schon am letzten Tag vor den Sommerferien. Heuer hatte Javanmardi noch keine Familien mit Schulbesorgungen bei sich in seinem Schreibwarengeschäft Radius Schreibwaren auf der Schwanthalerhöhe. „Diese Woche kann noch einiges passieren“, sagt Javanmardi. Es sind schließlich die letzten Tage vor dem bayerischen Schulstart. Und viele kämen inzwischen nicht mehr mit ihren ganzen Listen, sondern kaufen kurz vor Schulstart bei ihm nur noch die Produkte, die sie beim Discounter nicht bekommen konnten. Das zeigt die Erfahrung.
Denn Javanmardis Geschäft hat sich nicht erst in diesem Jahr verändert. Wirklich anders sei es bereits seit Corona, sagt der Schreibwaren-Händler. Mit hinein spiele jetzt aber auch die Inflation. Dieses Jahr ganz besonders: Vor allem Papierprodukte seien noch mal deutlich teurer geworden als im vorigen Jahr.
970 Euro geben Eltern laut Sparkasse im Schnitt für die Ausstattung von Erstklässlern aus. Schulhefte und Zeichenblöcke etwa kosteten laut Statistischem Bundesamt 13,6 Prozent mehr als im Juli 2022. Damit steigen die Preise mehr als doppelt so stark wie die restlichen Verbraucherpreise, die im Vergleich um 6,2 Prozent teurer sind als vergangenes Jahr. Das stellt viele Familien vor Probleme, vor allem ärmere, die ihre Kinder trotz der hohen Preise mit Heften, Radiergummi und Co. für den Schulstart ausstatten müssen.
Bei der Münchner Tafel hat man entsprechend vorgesorgt. Wie in den vergangenen Jahren gab es laut Pressesprecher Steffen Horak wieder Schulranzen-Aktionen: Die neu eingeschulten Erstklässler der Tafelgäste bekamen alle einen Schulranzen spendiert, der unter anderem mit Sporttasche, Stiften und Geo-Dreiecken voll ausgestattet war. 360 Schulranzen wurden insgesamt verteilt – im Wert von 40 000 Euro. „Die meisten haben das Geld für so etwas Teures nicht“, sagt Horak. Die Spenden seien deshalb wichtig, damit die Kinder nicht von anderen ausgegrenzt werden. „Es ist immer superschön, wenn wir da weiterhelfen können und dank dieser Spenden unseren Gästen eine Sorge zum Schulstart nehmen konnten“, sagt Horak.
Wenn eine Familie Bürgergeld bezieht, kann sie auch vom Staat finanzielle Unterstützung erhalten. „Leistungen für Bildung und Teilhabe“ – heißt das Ganze und beläuft sich auf 174 Euro pro Kind und Schuljahr. Das reicht allerdings meist bei Weitem nicht aus. Die Sparkasse hat für einen Überblick berechnet, dass Eltern im Schnitt 970 Euro für die Einschulung mit allem Drum und Dran ausgeben. Wer spart und zum Beispiel die Sportschuhe gegen die Saison kauft, komme immerhin mit 490 Euro zurecht. Weitere Tipps zum Sparen verraten wir im Kasten.
Schreibwarenhändler Javanmardi jedenfalls kann gut nachvollziehen, dass die aktuellen Preise viele Familien unter Druck setzen: „Wenn ich grade Kinder im Schulalter hätte, würde ich auch schauen müssen, wie ich es mache“, erzählt er. Manchmal würden die Lehrer nicht akzeptieren, dass ältere Geschwister ihre Schulmaterialien an die jüngeren weitergeben. Bei manchen Sachen sei das auch gar nicht möglich, weil sie sich mit der Zeit verbrauchen, wie etwa Lineale oder Hefte. Trotz allem hofft er, dass auch dieses Jahr noch einige Familien zu ihm kommen, um ihre Kinder für den Schulstart vorzubereiten. Bereit auf den Ansturm ist er auf jeden Fall.