Prost! Auf eine friedliche – und genussvolle Wiesn. Einen Vorgeschmack darauf, wie g’schmackig das Bier auf dem diesjährigen Oktoberfest sein wird, hat gestern der Verein der Münchner Brauereien in der Max Emanuel Brauerei gegeben. Die Braumeister von Hacker-Pschorr (Rainer Kansy), Paulaner (Christian Dahncke), Löwenbräu (Bernd Kräußel), Spaten (Friedrich Geiger), Augustiner (Andreas Brunner) und Hofbräu (Rolf Drummert) haben gestern ihr Oktoberfestbier präsentiert.
Erstmals trägt das Bier, das die sechs Münchner Brauereien für die Wiesn gebraut haben, auch das Qualitätssiegel „Geschützte geografische Angabe“. Seit Ende vergangenen Jahres ist das Oktoberfestbier als Münchner Spezialität nämlich europaweit geschützt.
Zu Recht, das flüssige Gold aus München ist ja etwas ganz Besonderes, sagt Marlene Speck-Waller, Braumeisterin und Biersommelière aus Gauting im Kreis Starnberg. Zum dritten Mal führte sie gestern durch die Bierverköstigung. „Oktoberfestbier ist ein eigener Bierstil – das ist weder Helles noch Märzen, aber wohl eher eine Weiterentwicklung des Märzenbieres“, erklärt sie.
Dieser Stil ist eine Hommage an frühere Zeiten: Bevor es im 19. Jahrhundert erste Kältemaschinen gab, galt im Sommer ein Brauverbot. „Also mussten Brauer damals das Bier, das eingelagert wurde, etwas stärker brauen“, sagt Speck-Waller. „Im Herbst – wo in Bayern traditionell immer schon Feste gefeiert wurden – musste das Märzen zuerst ausgeschenkt und aufgetrunken werden.“
Dass Oktoberfestbier bis heute einige Umdrehungen mehr hat als Helles, ist also quasi kulturhistorisch bedingt. Um die sechs Prozent Alkoholgehalt sind heute Standard – und das kann selbst routinierte Wiesn-Besucher mal umhauen. „Ich glaube nicht, dass Wiesn-Bier jemals in einer leichteren Version gebraut werden wird“, sagt Speck-Waller und lacht. Zwischendurch auch mal ein Wasser zu trinken, sei also immer ratsam.
Mit 6,2 Prozent Alkohol könnte das Oktoberfestbier von Augustiner und Hofbräu heuer wohl am meisten zuschlagen. Darauf folgt das Bier von Löwenbräu mit 6,1, das von Hacker-Pschorr mit 6,0, das von Paulaner ebenfalls mit 6,0 und das von Spaten mit 5,9 Prozent.
Die Biersommelière achtet beim Testtrunk auf weitere Kriterien: Rein optisch braucht das Wiesn-Bier eine feinporige, stabile Schaumkrone. „Auch die Farbe ist wichtig – sie zeigt an, dass das Malz richtig gearbeitet wurde. Das Bier darf nicht zu dunkel sein, es sollte gold- bis bernsteinfarben sein.“
Jeder Schluck muss angenehm spritzig und frisch schmecken. „In der Nase darf der Hopfen durchscheinen“, erklärt Speck-Waller. „Manche Brauer setzen auf leicht malzige Süße, bei anderen ist das Malz hintergründig und schlanker.“ Balance ist das Stichwort – denn die sorgt dafür, dass das Oktoberfestbier in den großen Festzelten jedermann schmeckt. „Nichts darf zu stark rausschmecken, rund und ohne Ecken und Kanten ist das Bier süffig – und damit haben alle Spaß beim Trinken.“