Bahn-Chaos: Schaden geht in die Millionen

von Redaktion

VON ANDREAS THIEME

Blassgelb, mit riesiger Schaufel und mehrere Tonnen schwer: So sieht er also aus, der Bagger, der München am Donnerstag lahmgelegt hat. Weil der Fahrer eine Oberleitung beschädigt hatte, konnte ab 11 Uhr kein Zug mehr zum oder vom Hauptbahnhof fahren. Auf den Schienen ging bis zum Abend gar nix mehr. Am Freitag gab’s immerhin nur noch kleinere Störungen.

Konsequenzen hat das Chaos nicht nur für die Bahn, die tausende Fahrgäste entschädigen muss, sondern auch für den Baggerfahrer: Gegen ihn ermittelt die Bundespolizei wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Laut Gesetz kann das eine Freiheitsstrafe nach sich ziehen – von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Der Vorwurf: Der 25-Jährige soll bei den Arbeiten für die zweite Stammstrecke in Laim mit dem Bagger den Fahrdraht abgerissen haben. Dadurch wurde der Zugverkehr weitgehend lahmgelegt.

Zu möglichen Schadenersatzforderungen gegen die Baufirma wollte sich eine Bahn-Sprecherin am Freitag noch nicht äußern. Klar ist aber schon: Der Schaden geht in die Millionen. Denn durch den Vorfall am Donnerstag war nach Angaben der Bahn die komplette Oberleitungsanlage samt Tragwerk auf der wichtigsten Zufahrtsstrecke zum Hauptbahnhof beschädigt. Hunderte Verbindungen waren ausgefallen – an vielen Bahnhöfen herrschte Chaos.

„Allein auf der Münchner Stammstrecke fahren bis zu 30 Züge pro Richtung und Stunde, dazu kommen die Ausfälle im Nah- und Fernverkehr“, sagte eine Bahn-Sprecherin. Auch im Fernverkehr ging fast nichts mehr – erst ab 21 Uhr rollten wieder regelmäßig Fernzüge. Die Auswirkungen waren „bundesweit zu spüren gewesen“. Am Hauptbahnhof hatte die Bahn leere Waggons aufgestellt, damit gestrandete Fahrgäste übernachten konnten. Techniker reparierten unterdessen die kaputte Leitung.

Wegen des Bahn-Chaos musste auch Außenministerin Annalena Baerbock ihre Reisepläne ändern: Mit dem Auto fuhr sie nach dem IAA-Besuch zurück nach Berlin. Die gute Nachricht: „Aus dieser Störung heraus“ gibt es laut Bahn für das Wochenende „keine Einschränkungen mehr“.

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