Neues Justizzentrum wird immer teurer

von Redaktion

VON ANDREAS THIEME

Es ist Bayerns größte Hochbaustelle. Erst 2025 werden die Münchner Gerichte und Staatsanwaltschaften nun ins neue Justizzentrum einziehen. Also zehn Jahre nach dem Spatenstich – und fünf Jahre später als ursprünglich geplant. Und das wird mittlerweile richtig teuer.

Durch die Verzögerungen am Bau stiegen die geplanten Kosten bereits von 305 auf rund 400 Millionen Euro, die der Bayerische Landtag bewilligt hat. Nach Informationen unserer Zeitung kommen nun aber noch größere Summen dazu, denn die Baubeteiligten fordern durch die jahrelange Mehrarbeit zusätzliche Honorare ein.

„Nicht zuletzt bedeuten diese verlängerten Betreuungs- bzw. Bearbeitungszeiten auch schlichtweg extreme finanzielle Mehrbelastungen für uns und die anderen Beteiligten“, sagt etwa Markus Frick, der Architekt des neuen Strafjustizzentrums. Viele Baubeteiligte seien „extrem unglücklich“ über den Verzug.

Am Landgericht München I läuft bereits ein erstes Verfahren um die Nachforderung von Honoraren. Darin geht es um Werkstattzeichnungen und -pläne sowie um Montagepläne in Bezug auf die Metallfassade des Gebäudes. Streitwert: 7196,10 Euro. „Die Parteien sind unterschiedlicher Auffassung in Bezug auf die Vergütung“, sagt Gerichtssprecherin Anne Fricke. Ein Gutachter sei bereits eingeschaltet. Es handele sich hier „um eine Teilklage, sodass Erhöhungen der Klageforderung im Laufe des Prozesses oder nach dessen Abschluss nicht auszuschließen sind“.

Zudem ist diese Klage nur eine von vielen, die noch folgen könnten. Hier stehen Experten zufolge sogar Forderungen über mehrere Millionen Euro im Raum. Das Bauministerium sagt dazu: „Auswirkungen von Bauzeitenveränderungen und etwaige daraus entstehende Forderungen von Auftragnehmern werden fortlaufend geprüft.“ Erst nach Abschluss des Projektes könnten diese aber „bewertet werden“.

Laut Bauministerium ist die Fertigstellung „für Mitte 2024 vorgesehen. Darauf folgt die Einregulierungs- und Inbetriebnahmephase.“ Und die Übergabe des Gebäudes dann im Frühjahr 2025. Doch erst danach ziehen die 1300 Mitarbeiter nach und nach ein, was weitere Monate dauern wird. Immerhin: „Wir sind schon in der Vorbereitung für den aufwendigen Umzug“, sagt Justizminister Georg Eisenreich. Doch viele Baubeteiligte sind längst sauer und sorgen sich auch um das Ansehen des Vorzeigeprojekts. Architekt Frick sagt: „Schlussendlich leiden wir unter der Tatsache, dass sich die Bauzeit dieses Projektes nun komplett unverschuldet verdächtig nahe in Richtung echter Problembaustellen wie dem Berliner Flughafen BER bewegt.“

Laut Bauministerium sind die Ursachen für den Verzug „vielfältig und greifen ineinander“. Vor allem Corona und der Ukraine-Krieg sorgten für Stress. Doch auch neue technische Anforderungen – wie etwa Glasfaser-Datenleitungen – brachten Bau-Stau. „Hier müssen zum Beispiel alle Komponenten und Übertragungswege vollkommen getrennt aufgebaut und besonders gesichert realisiert werden“, sagt Frick. Solche „planerische Anpassung“ in ein laufendes Megabauprojekt einzuspielen, „ist äußerst anspruchsvoll und dauert natürlich auch seine Zeit“.

Das Bauministerium sagt dazu: „Die Datenleitungen werden in mehreren Abschnitten, je nach Baufortschritt, installiert. Die Verlegung wird, wie ursprünglich geplant, erst zur Bauübergabe abgeschlossen sein.“

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