Streifzug auf der Wiesn

von Redaktion

Zur Oktoberfest-Wache gehören 600 Polizisten – Wir haben sechs von ihnen begleitet

Sechs Beamte, drei Zweier-Reihen, eine starke Formation: Die Polizei ist auf dem Oktoberfest stets in Kleingruppen unterwegs und dadurch bestens erkennbar. Das dürfte auch der Grund sein, warum Gruppenführer Andreas Bergmayr und seine Kollegen meist nicht weit kommen. Immer wieder werden die Polizisten am Donnerstagnachmittag von Wiesn-Besuchern gestoppt und angesprochen. Die Älteren fragen meist nach dem Weg, die Jüngeren nach einem Foto. Selfie mit den Wiesn-Cops? Na klar! „Das machen wir gern“, sagt Pascal Kuhn, für den es schon der fünfte Wiesn-Einsatz ist.

Das Besondere für den Polizisten: die einmalige Stimmung auf der Wiesn und die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus ganz München. „Das ist hier etwas ganz anderes als der normale Dienst.“ 600 Beamte gehören heuer zur Wiesn-Wache. Die Plätze dort sind begehrt: Wie Polizeisprecher Christian Drexler erklärt, gab es mehr Anfragen als freie Plätze. Warum, das wird an diesem Nachmittag sehr schnell klar. Bei bärigen 23 Grad und strahlendem Sonnenschein liegt die Hauptaufgabe der Einsatzgruppe nämlich darin, auf dem Festgelände Präsenz zu zeigen. Also wird marschiert! An manchen Tagen kommt ein Wiesn-Polizist schon mal auf 25 000 Schritte. Bleibt die Gruppe stehen, treten die Beamten sofort in eine andere Formation: den sogenannten Igel. Dabei stehen alle im Kreis mit dem Rücken zueinander. Und haben so den perfekten Überblick. Mit der sonnigen Nachmittagsruhe ist es gegen 16 Uhr vorbei, als eine Frau auf die Beamten zukommt und sie besorgt auf

einen Frozen-Joghurt-Stand aufmerksam macht. Davor liegt eine Frau auf dem Boden, daneben ihr ziemlich ratloser Mann. In dieser Situation ist klar, dass Laura Kraus und Katharina Tischer als Frauen im Team übernehmen. Sie versuchen, die Asiatin auf die Beine zu bekommen. Doch das ist angesichts ihres Zustandes aussichtslos. „Wir informieren jetzt die

Aicher Ambulanz“, erklärt Bergmayr.

Als die Sanitäter vor Ort eintreffen, gibt es eine kleine Überraschung. Die Patientin ist keine Fremde. Sie war der Ambulanz schon Stunden zuvor aufgefallen, nur noch nicht ganz so von Sinnen. „Da hat sie wohl versprochen, nach Hause zu gehen“, erzählt Polizist Pascal Kuhn. Für ihn und die Kollegen geht es dann weiter: Weil alles ruhig ist, gönnen sich die Kollegen auch etwas Spaß. Chef Andreas Bergmayr geht voran und traut sich auf die

Tobogan-Rutsche. Als die Wiesn-Besucher sehen, dass die Polizei dabei ist, wird Applaus laut. Genauso ist es, als Laura Kraus auf das wackelige Fließband steigt. Die Menschen heben ihre Handys und machen Videos. Polizisten im Karussell oder beim Rosenschießen: Solche Bilder werden derzeit auf Instagram und TikTok geteilt und sehr gefeiert.

„Wir wollen uns nahbar zeigen“, erklärt Präsidiumssprecher Drexler. Klar ist aber auch: Natürlich gibt es eine Gegenseite. Je später es wird, desto höher der Promillepegel der Besucher. Die Einsätze werden dann schwieriger. Beleidigungen stehen auf der Tagesordnung. Immer wieder kommt es aber auch zu heftigem Widerstand bei Festnahmen. Erst vor ein paar Tagen hat die Gruppe von Andreas Bergmayr das erleben müssen. Die Folge: ein Kollege mit gebrochenem Sprunggelenk. Für ihn war der Wiesn-Dienst abrupt beendet. NADJA HOFFMANN

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