Marlene hält Elly ganz fest. Die 32-Jährige hat schon fast nicht mehr daran geglaubt, ihre geliebte Dackel-Mischlingshündin wieder in die Arme schließen zu können. Hinter der Neuperlacherin und ihrer Familie liegen Wochen der Verzweiflung – die Angst um Elly raubte ihnen den Schlaf. Die Hündin war Anfang September von einer Fremden aus der Familie gerissen worden.
So kam es zu Ellys Verschwinden am 2. September: „Mein Mann war mit ihr beim Einkaufen. Er hat sie vor dem Penny angebunden“, sagt Marlene. Dass das ein Fehler war, weiß das Ehepaar im Nachhinein selbst. „Aber wir können es jetzt nicht mehr rückgängig machen“, sagte Marlene kurz nach Ellys Verschwinden zu unserer Zeitung. Als ihr Ehemann Juliano nach wenigen Minuten zurückkehrte, war Elly weg. „Wir waren erst mal geschockt und hilflos“, sagt Marlene.
Einen Tag später steht fest: Elly wurde entführt! Die Überwachungskamera einer Tankstelle gegenüber dem Supermarkt zeigt, wie eine fremde Frau mit Baseballcap Elly abbindet und mit ihr weggeht. Nur zwei Minuten, nachdem Juliano in den Laden gegangen war.
Eine fieberhafte Suche beginnt. Marlene und Juliano setzen alles daran, Elly zu finden. Sie erstatten Anzeige bei der Polizei, verteilen 600 Flyer, hängen Plakate in der Umgebung auf, sprechen mit Hundebesitzern, bitten in den sozialen Medien um Hinweise. 500 Euro Belohnung sind ausgesetzt.
Die Verzweiflung ist groß, Marlene durchlebt ein Auf und Ab der Gefühle. „Sobald ich aktiv etwas machen kann, zum Beispiel Flyer verteilen, geht es mir eine bisschen besser“, sagte sie vergangene Woche.
Die freundliche Dackeldame lebt mittlerweile seit fünf Jahren bei Marlene und Juliano, die sie seinerzeit aus einer Tötungsstation in Ungarn gerettet haben. Elly findet bei dem Paar und seinem kleinen Sohn (2) ein liebevolles Zuhause. „Wir wollten einfach, dass die Familie wieder komplett ist.“
Immer wieder gibt es Hinweise, denen die beiden voller Hoffnung nachgehen. Nichts. Bis zu der Nachricht, die am Freitag vor eine Woche erreichte – eine Frau, die Marlenes Aufruf auf Facebook gesehen hat, will Elly in Begleitung einer Frau in der Nachbarschaft gesehen haben. „Sie hat mir ein Bild geschickt – es war tatsächlich Elly!“ Marlene ist gerade nicht in München, doch Juliano macht sich mit Freunden sofort auf die Suche, sie durchkämmen die Nachbarschaft. Nach sieben Stunden geben sie enttäuscht auf. Wieder nichts.
Es ist Zufall, dass Pedro, einer der Freunde, am Montag wieder an der Bushaltestelle nahe der U-Bahnstation Quiddestraße ist, wo die Frau Elly gesehen haben will. „Mein Fahrrad war kaputt. Deshalb wollte ich mit dem Bus fahren“, sagt Pedro. Und da sieht er sie – Elly! In Begleitung einer Frau. Pedro macht heimlich ein Foto, schickt es Juliano. „Es war definitiv Elly!“ Als die Frau in den Bus steigt, folgt Pedro ihr. „Ich war aufgeregt und wusste nicht, was ich machen soll.“ Die Frau steigt aus, Pedro auch. „Ich musste sie in ein Gespräch verwickeln.“ Das tut er, fragt die Unbekannte erst nach dem Weg – und dann nach dem Namen des Hundes. Der Hund heiße Foxy, so die Frau – und will weitergehen. Doch Pedro ruft Elly beim Namen, die sofort zu ihm springt. Der Freund konfrontiert die Frau mit dem Diebstahl und ruft die Polizei. „Da hat sie mich angespuckt und getreten. Sie war sehr aggressiv.“
Nach nicht mal zehn Minuten sei die Polizei eingetroffen, wenig später Juliano. „Dann hat sich alles schnell aufgeklärt“, sagt Pedro. „Elly war so glücklich, dass sie mit uns mitkommen durfte.“ Die Frau wurde von der Polizei festgenommen. Eine Sprecherin teilt mit, dass sie wegen Diebstahls angezeigt worden sei. „Strafrechtlich wird ein Hund wie eine Sache behandelt.“
Marlene und Juliano können ihr Glück noch immer kaum fassen. Elly ist zurück, und mit ihr die Lebensfreude in der Familie. Wenn der kleine Sohn sie ruft und Elly fröhlich angedackelt kommt – einfach tierisch schön.