München – Es ist bei Kilometer 36 gegen 12.35 Uhr, als der junge Mann am Odeonsplatz plötzlich zusammenbricht. Zuschauer eilen herbei, kämpfen um das Leben des Läufers, versuchen ihn zu reanimieren. Der Notarzt ist binnen weniger Minuten da. Doch für den 24-Jährigen kommt jede Hilfe zu spät: Der junge Mann stirbt wenig später im Krankenhaus. Der Tod des Sportlers, der gestern beim München Marathon sein Leben ließ, lässt alle Rekorde, alle Bestzeiten und Erfolge erst einmal zweitrangig werden. Sportler und Zuschauer sind geschockt.
Der Tod eines jungen Mannes, der sein Leben noch vor sich hatte, lässt hier alle sprachlos zurück. Der Veranstalter ist mit seinen Gedanken bei der Familie des Mannes. „Wir müssen leider bestätigen, dass ein 24-jähriger Mann aus dem Landkreis München an Herzversagen im Krankenhaus verstorben ist“, sagt ein Sprecher von Generali. In den 40 Jahren, in denen es den München Marathon gebe, sei es noch nie zu einem Todesfall gekommen. Das Drama um den jungen Sportler bekamen übrigens nur wenige Teilnehmer mit. Für viele Läufer ist der München Marathon ein sportlicher Höhepunkt.
1983 fand die Veranstaltung das erste Mal statt, damals noch mit 2000 Teilnehmern. Gestern traten 21 647 Läufer aus 87 Nationen an. Angefangen bei den Kleinsten – wie etwa Niklas Bender (12). Er lief mit Krücken! „Ich habe mir bei einem dummen Unfall drei Zehen gebrochen, aber ich wollte trotzdem mitmachen. Und das habe ich geschafft. Ich war im Mittelfeld“, sagt er. Ambitionierte Hobbyläufer wagten sich an 10 und 20 Kilometer, aber auch an die Königsdisziplin, den Marathon. Das Schöne –die Strapazen einen sie alle. Im legendären Olympiastadion laufen Sieger ein. Manche weinen, schütteln ungläubig den Kopf ob ihrer Leistung, dann wieder ein breites Lächeln der Glückseligkeit. Gemeinschaft im Kampf gegen die Zeit. Sebastian Hendel (27) gehört zur Elite. „Es ist nie ganz einfach, egal wie gut man sich vorbereitet – bei Kilometer 30, 35 ist irgendwann der Punkt, wo’s weh tut“, sagt der Profiläufer, der als fünftbester Mann hinter vier Kenianern mit persönlicher Bestzeit (2:10:14) durchs Ziel lief. Weil die Spitzengruppe, deren Teil er war, am Odeonsplatz eine Wende verpasste, lief auch Hendel etwa 100 Meter zu viel. „Ärgerlich, weil das am Schluss gefehlt hat“, sagt der Profiläufer.
Auch bei den Frauen gab es ein Problem bei der Streckenführung. Durch eine Fehlleitung war die Spitzengruppe die Wende zu früh gelaufen. Dadurch fehlten plötzlich rund 600 Meter. Mit einer organisatorischen Blitz-Aktion retteten die Veranstalter das Rennen für die Spitzenläuferinnen. Die betroffenen fünf Athletinnen liefen im Olympiastadion zwei zusätzliche Runden, also 800 Meter. Ansonsten hätten die Zeiten aufgrund einer zu kurzen Strecke nicht offiziell anerkannt werden können. Die schnellste Frau nahm’s gelassen: „Natürlich war ich müde, aber die Anfeuerung durch die Zuschauer im Stadion hat mich auf den zusätzlichen zwei Runden vorangetrieben“, sagte die 28-jährige Catherine Cherotich (2:31:34).
Als Katka Wenzler ins Ziel einlief, war der Streckenfehler bereits korrigiert. „Ich hätte auch keine Runde mehr geschafft“, sagt die Dreifach-Mama, die nach dem Ziel fix und fertig auf die Bahn fiel. Es war ihr erster Marathon –und die Gilchingerin wurde auf Anhieb Siebte! „Mein Mann und meine Kinder, die an der Strecke standen, haben mir neue Kraft gegeben“, sagt die 33-Jährige.