Thomas R. aus Schwabing wünscht sich von seiner Bank Verlässlichkeit und Transparenz. Ist das zu viel verlangt? Der Kunde der Stadtsparkasse München zweifelt da gerade. Der gelernte Bankkaufmann (58) aus Schwabing sagt: „Es ärgert mich, dass die Bank nicht mit offenen Karten spielt.“
Zum Hintergrund: Die Stadtsparkasse hat ihre Tarifmodelle für Girokonten umgestellt (wir berichteten). Für Neukunden gelten die geänderten Konditionen schon seit Sommer. Bei Bestandskunden, die umstellen wollen, kündigte die Bank den Oktober als Wechsel-Monat an. Thomas R. verwaltet das Sparkassen-Konto seiner Eltern, weil diese mit rund 90 Jahren nicht mehr so fit sind. Von seiner Bankberaterin erfuhr er, dass auch seine Eltern als Bestandskunden umsteigen müssen. Der E-Mail-Verkehr liegt unserer Redaktion vor. Darin schreibt die Beraterin: „Die Weiterführung der alten Kontomodelle ist nicht möglich.“ Also stellte er das Konto auf einen neuen Tarif um – und wunderte sich dann über den Artikel in unserer Zeitung von vor einer Woche.
Denn eine Sprecherin der Stadtsparkasse hatte darin erklärt: Die Bank suche das Gespräch mit Kunden. Diese seien aber zum Wechsel nicht gezwungen und könnten auch im alten Tarif bleiben. „Eine absolute Frechheit“, findet Thomas R. Denn was gilt denn jetzt? Mit dieser Frage wandte er sich an unsere Redaktion – und wir haben für ihn noch mal nachgefragt. Mit bemerkenswertem Ergebnis.
Auf die Frage, ob Bestandskunden wechseln müssen oder ihre Konten im bisherigen Tarif behalten können, antwortet die Sprecherin der Stadtsparkasse diesmal nämlich nicht. Sie gibt auch keine Auskunft darüber, was passiert, wenn Bestandskunden einem Wechsel nicht zustimmen. Genau diese Altkunden werden aber damit immer wieder konfrontiert, etwa per E-Mail oder beim Einloggen fürs Online-Banking.
Und bis wann müssen Bestandskunden nun entscheiden, ob sie wechseln wollen? Auch diese Frage beantwortet die Sprecherin nicht. Sie verweist nur auf die vier neuen Modelle und erklärt, dass inzwischen 60 Prozent der Kunden einem Wechsel zugestimmt hätten. „Unsere Berater berichten, Kunden informieren sich über die Details der Modelle und entscheiden sich dann für ein Konto“, heißt es weiter. „Unser Ziel ist es, für jeden Kunden das passende Girokonto-Modell zu finden.“ Konkrete Aufklärung: Fehlanzeige.
Bislang kostete das Konto seiner Eltern 8,15 Euro im Monat, so Thomas R. Im neuen Tarif kommen sie sogar günstiger weg. Aber ums Geld geht es ihm nicht. Es geht ihm um das Vertrauen zu seiner Bank – das hat er jetzt verloren. Auch einige andere Stadtsparkassen-Kunden haben sich an unsere Redaktion gewandt, mit ähnlichen Erfahrungen.
Manche von ihnen haben versucht, ihren Wechsel rückgängig zu machen. Aber geht das denn? In dieser Frage beruft sich ein anderer Sprecher der Stadtsparkasse auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs vom April 2021. Demnach müssen Kunden den von Banken vorgeschlagenen Änderungen ausdrücklich zustimmen. Tun sie das nicht, werden die Änderungen nicht Vertragsbestandteil. Wer jedoch aktiv zustimmt, habe kein Widerrufsrecht, erklärt der Sprecher. REGINA MITTERMEIER