Neues Gremium gegen Gewalt

von Redaktion

VON DANIELA POHL

Die Meldungen von schweren Gewalttaten jugendlicher Täter hätten ihn „persönlich erschreckt“, sagte OB Dieter Reiter (SPD), als er gestern mit dem Münchner Polizeipräsidenten Thomas Hampel vor die Presse trat. Mit am Tisch: Sozialreferentin Dorothee Schiwy, Schulreferent Florian Kraus und KVR-Stadtdirektor Sebastian Groth.

Um 29 Prozent war die Zahl der Gewaltdelikte, die von Jugendlichen verübt wurden, in der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr auf 4500 in die Höhe geschnellt – nach fast zehn Jahren des Rückgangs. „Wir hoffen, dass das keine Trendwende ist, aber es sind zumindest Warnsignale, die uns mit Sorge umtreiben“, sagte Hampel. Zumal das Alter der Täter immer niedriger werde: Waren im Vor-Corona-Jahr 2019 noch knapp 14 Prozent aller Gewalttäter minderjährig, waren es 2022 etwa 20 Prozent.

„Bedenklich ist, dass die Täterinnen und Täter immer jünger werden, dass die Zahl der Raubdelikte dramatisch zunimmt, dass sich die Jugendlichen falsche Vorbilder suchen“, so Reiter. Zusammen mit der Polizei organisiere die Stadt schon eine Vielzahl an Präventionsprojekten, „wir brauchen einen Zugang zu den Jugendlichen“, so Reiter. Schiwy setzt verstärkt auf niederschwellige Angebote. Doch die Lebenswelt der Jugendlichen spiele eine große Rolle: „Je abgehängter sie sind, je weniger sie sich selber als Teil der Gesellschaft fühlen, desto eher suchen sie sich eine andere Zugehörigkeit. Und damit kommen auch die Tendenzen, sich in Jugendbanden zu organisieren.“

Durch die Corona-Pandemie haben sich die Verhältnisse laut Reiter noch verschärft. Das beobachtet auch der Stadtschulrat: „Der Umgangston ist rauer geworden, die Frustrationstoleranz ist deutlich gesunken“, so Kraus.

Mitläufer, die gewalttätiges Verhalten „cool“ fänden, könnten durch Prävention erreicht werden, sagt Hampel. Nicht aber „die Hardcorestraftäter, die zu allem entschlossen sind“. Polizei und Justiz haben die Intensivtäter laut Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) „eng im Blick“. Der Minister fordert längere Jugendarrest-Zeiten. Bislang kann ein solcher Arrest für höchstens vier Wochen verhängt werden. „Das ist aus meiner Sicht zu kurz, dieser muss auf drei Monate verlängert werden.“ Bayern habe das Thema Jugendgewalt in die Justizministerkonferenz eingebracht.

Das neue Gremium will seine Vorschläge und Ideen im ersten Quartal 2024 dem Stadtrat vorstellen.

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