Die Rolle der Stadtsparkasse während der Nazi-Diktatur soll aufgearbeitet werden. Das NS-Dokumentationszentrum und das Bankinstitut haben dazu eine zweijährige Forschungskooperation vereinbart. Ziel sei es, die Vorgänge in der damals „Städtische Sparkasse München“ in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 historisch auszuwerten, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Dazu zählten das Verhalten der Mitarbeiter, nicht zuletzt gegenüber jüdischen Kunden, sowie die regionale Rolle und Bedeutung des Finanzinstituts.
Inhaltlich geleitet und betreut wird das Projekt vom Historiker Paul-Moritz Rabe, einem Experten für finanzpolitische Themen während der NS-Zeit. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Ende 2025 in einem Forschungsbericht veröffentlicht. Bereits im Jahr 1992 war eine Unternehmenschronik „Stadtsparkasse seit 1824 – Eine historische Bilanz“ veröffentlicht worden. Die Rolle der Sparkasse als Kapitalsammelstelle für die Kriegsfinanzierung ist darin zwar ausführlich dargestellt, viele weitere Themen seien aber nicht wissenschaftlich aufgearbeitet worden, heißt es in der Presseerklärung. Zudem enthalte die Chronik keine Quellenangaben und entspreche damit nicht den gängigen wissenschaftlichen Standards.
Ralf Fleischer, Vorstandschef der Sparkasse, bezeichnet es als Anliegen des öffentlich-rechtlichen Instituts, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen: „Wir wollen Transparenz schaffen und für demokratische Werte einstehen.“ Für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hat die Aufarbeitung eine gesellschaftliche Dimension: „Die Stadtsparkasse gehört zu den größten und wichtigsten Institutionen unserer Stadt. Ihr kommt deshalb eine Vorbildfunktion zu, wenn es um einen transparenten Umgang mit der eigenen Geschichte geht, insbesondere im Hinblick auf die NS-Zeit.“ Die jetzt beschlossene Untersuchung sei deshalb das richtige Signal. Gerade „gegen immer lauter werdende Stimmen in unserer Gesellschaft, die die nationalsozialistische Vergangenheit verschweigen und vergessen wollen“, müsse auch die Wirtschaft klar Stellung beziehen.
Die Direktorin des NS-Dokuzentrums, Mirjam Zadoff, sagt: „Ohne die Unterstützung der Wirtschaft, auch der Banken, hätte das Nazi-Regime keinen Tag überdauert.“ Um zu verstehen, wie die Diktatur auf lokaler Ebene wirkte, sei es wichtig, sich dieses Themas anzunehmen. Kulturreferent Anton Biebl hebt hervor: „Wie viele andere Institutionen hat auch die Münchner Stadtsparkasse eine NS-Vergangenheit.“ Sich ihr zu stellen, Hintergründe und Beteiligungen aufzudecken, ist eine wichtige, unabdingbare Aufgabe und ein Beitrag zur Forschung der Münchner NS-Geschichte. Er begrüße die Initiative der Stadtsparkasse daher sehr. KLAUS VICK