Abgezockt vom eigenen Spezl

von Redaktion

VON ANDREAS THIEME

Dieser Mann steht eigentlich für jede Menge gute Laune: Werner Simmerl (79) ist Vorsitzender des Oldie-Fanclubs beim FC Bayern und war jahrelang Sprecher beim Teufelsrad auf der Wiesn. Der Kult-Münchner ist eine Frohnatur und nicht auf den Mund gefallen. Doch zuletzt hat ihn das Pech ereilt. „Ich bin bedauerlicherweise von einem guten Spezl abgezockt worden“, sagt Simmerl.

Rund 30 000 Euro hatten er und seine Frau im Jahr 2015 zunächst geerbt. „Das Geld wollten wir anlegen, mein Spezl war Anlageberater und versprach mir fünf Prozent Rendite für drei Jahre Laufzeit.“ Zu der Zeit ein guter Deal, denn Zinsen gab es sonst kaum noch. Und bei weiteren Freunden hatte das Anlagegeschäft angeblich gut geklappt. „Ich habe mich mit meiner Frau besprochen und dann haben wir einen Vertrag geschlossen. Ich habe ihm leider zu sehr vertraut“, sagt Simmerl. Denn sein Geld sah er bis heute nicht wieder – seinen Spezl dafür auf der Anklagebank des Amtsgerichts. Dort wurde Karsten K. (55) nämlich der Prozess gemacht!

„Ich musste ihn leider wegen Betrugs bei der Polizei anzeigen“, sagt Simmerl. Im Oktober 2018 hätte der 79-Jährige sein Geld eigentlich zurückerhalten sollen: samt Zinsen insgesamt 36000 Euro. „Meine Frau und ich hatten uns so gefreut und schon zwei Reisen gebucht. Wir wollten uns von den Zinsen etwas Schönes gönnen.“ Doch daraus wurde nichts! Denn Karsten K. zögerte die Rückzahlung immer weiter heraus – monatelang ließ er Werner Simmerl warten. „Dann meldete er plötzlich Insolvenz an“, sagt Simmerl. „Da wusste ich natürlich, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.“ Laut Staatsanwaltschaft war der Kult-Münchner aber nicht das einzige Opfer: Mehr als 20 Geschädigte listete die Anklageschrift – darunter auch Firmen. Der Schaden, der durch Karsten K. verursacht wurde, lag bei mehr als 400000 Euro. Über seinen Verteidiger Timo Westermann legte K. am Donnerstag ein Geständnis ab.

„Karsten hat mich keines Blickes gewürdigt“, sagt Werner Simmerl, der K. als Veranstalter von Golf-Turnieren im Raum Puchheim kannte. Am Amtsgericht sagte der 79-Jährige nun als Zeuge gegen seinen Spezl aus. Den Betrüger verurteilte das Gericht am Ende zu zweieinhalb Jahren Gefängnis. Doch die Strafe will Karsten K. nicht auf sich sitzen lassen. Er kündigte bereits an, Rechtsmittel gegen sein Urteil einzulegen – und will den Schaden wiedergutmachen. „Das wäre schön, aber bisher gab es tatsächlich nur leere Versprechungen“, sagt Werner Simmerl.

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