So eine böse Überraschung hat Stefan Straßer (52) aus Parsdorf (Landkreis Ebersberg) selten erlebt. Vor ein paar Tagen bekam er einen Brief, in dem stand: Er soll im Juli 2021 im Italien-Urlaub bei Trient mit seinem Motorrad zwei Stundenkilometer zu schnell gefahren sein – nämlich 92 statt erlaubter 90. Und dafür soll er nun fast 300 Euro Strafe zahlen.
Mit dieser unglaublichen Geschichte wandte sich Stefan Straßer an unsere Zeitung. Denn der Brief kam nicht nur mehr als zwei Jahre nach seinem Urlaub bei ihm an. Hinzu kommt, dass das Schreiben nicht von den italienischen Behörden versandt wurde, sondern von ETI Experts – einem Inkasso-Büro in Köln. Das fordert 298,82 Euro von ihm. Stefan Straßer kam das alles komisch vor. Denn der Brief war erstens an die Anschrift seiner Eltern adressiert. Weil sein Name draufstand, gaben sie ihrem Sohn den Brief. Zweitens lag dem Schreiben kein Blitzerfoto bei. „Erst als ich per Mail mehrfach nachgefragt habe, habe ich das Radarfoto bekommen“, erzählt er. Und auch den Bußgeldbescheid der italienischen Behörden erhielt er erst vom Inkasso-Büro. „Ich habe das Schreiben vorher nie gesehen“, beteuert Straßer.
Und es wird noch seltsamer. Denn laut diesem Schreiben hätte er ursprünglich nur 53,80 Euro bezahlen müssen. Weil er diesen Betrag aber nie beglichen hat, erhöhte sich die Forderung auf 110,90 Euro. Außerdem schalteten die italienischen Behörden wohl das Inkasso-Büro ein. Mit diesem ärgert sich Straßer nun seit Tagen herum. Mails gehen hin und her – aber er versteht nicht, warum er plötzlich 300 Euro zahlen soll.
Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt eine Sprecherin des Unternehmens, das Bußgeld sei verdoppelt worden, weil es nicht innerhalb der geforderten Frist bezahlt worden sei. Hinzu kämen weitere Kosten für das Verfahren. So genau nachvollziehen kann Stefan Straßer das alles längst nicht mehr. Für ihn steht fest: „Ich werde diese Forderung nicht bezahlen.“ Trotzdem wird er im nächsten Italien-Urlaub wohl besser aufpassen – wenn die Blitzer so scharf eingestellt sind.