Als wir am Samstag um neun Uhr im Giesinger Bräu ankommen, haben die vier Zocker schon 13 Stunden hinter sich. Am meisten schmerzt nicht der Allerwerteste, da ist sich das Quartett einig, sondern der Rücken. „Beim Weltrekord vor zehn Jahren hatten wir bequeme Sessel, jetzt sitzen wir auf Bierbänken“, grinsen sie. „Man wird halt nicht jünger.“ An Sitzkissen hatten sie nicht gedacht. „Aber das sähe ja auch blöd aus.“ Gekartelt wird in Krachlederner.
Zwei der vier Spieler sitzen seit 20 Uhr am Tisch, die anderen zwei seit vier Uhr morgens. „Wir sind zu sechst, alle acht Stunden werden zwei Schafkopfer ausgetauscht“, erklärt uns Dominik Beyer. Im richtigen Leben arbeitet er in der Sport-Medienbranche. „Das war bei unserem Weltrekord auch schon so.“
Es duftet ein bisserl nach Zwiebeln, was an dem Brotzeitbrettl liegt, das der Giesinger Bräu spendiert hat. Ebenso die zwei 15-Liter-Bierfassl, Gebäck und mehr. Bis zum Schluss der Kartel-Gaudi am Samstag um 20 Uhr werden 22 Liter Bier vernichtet sein. „Aber das haben ja nicht nur wir getrunken, sondern auch unsere Spezl, die schon vor zehn Jahren mitgeholfen und jetzt vorbeigeschaut haben“, sagt Dominik. Hoch im Kurs sind auch Energy-Getränke und ein Cola-Limo-Mixgetränk vom Giesinger Bräu.
Die Runde am Samstagvormittag besteht neben Beyer (36) noch aus dem IT-Supportler Dominik Weiß (36), dem Immobilienkaufmann Bernd Müller (35) und dem Buchhalter Michael Ziegler (36). Apropos Buchhaltung: Bezahlt wird ganz klassisch nach jedem Spiel, dazu hat jeder ein Schüsserl mit Münzen vor sich. Gespielt wird im Zehnerltarif fürs Sauspiel, 30 Cent fürs Solo, mit Klopfen und Legen. „Wer klopft, muss auch spielen. Sonst klopft jeder, wie er mag“, sagt Michael Ziegler. Gespielt wird wirklich alles – inklusive Farb-Geier (!). Kurios: Die Runde in dieser Besetzung gab’s seit dem Weltrekord nicht mehr.
Wer um vier Uhr morgens schon ran musste beim ersten Schichtwechsel, hat natürlich eher Pech gehabt – zum Glück wohnt einer nach wie vor in Giesing, und der andere konnte bei den Eltern übernachten. Die haben sich gefreut, den Filius zu sehen. Schafkopfen verbindet halt. Denn Herz ist schließlich immer Trumpf.