„Der Laden“ eröffnet im Mai

von Redaktion

VON KLAUS VICK

„Warum sind wir hier – und nicht im ,Laden‘?“ Alt-OB Christian Ude stellte bei seiner Begrüßung im Barocksaal des Deutschen Theaters eine Frage, die so schwer nicht zu beantworten war. Der „Laden“ – so heißt im Volksmund die Lach- und Schießgesellschaft – gleicht nämlich derzeit einer Baustelle. Es wird kräftig gewerkelt an der 1956 von Dieter Hildebrandt und Sammy Drechsel in Schwabing gegründeten Bühne. Damit das Haus im Mai 2024 wiedereröffnen kann.

Dieses Zeitfenster eröffnete jedenfalls der neue Geschäftsführer der Lach und Schieß, Christian Schultz an dem Gedenkabend für Hildebrandt, der vor zehn Jahren starb. Er habe ein „großes Erbe“ angetreten. sagte Schultz. Und hätte genauso gut sagen können: ein schweres Erbe. Denn nach der Insolvenz der vormaligen Betreibergesellschaft geht es um die Neuaufstellung der traditionsreichen Kabarett-Bühne. Die nicht einfach ist. Man befinde sich derzeit in einem „Krisenslalom“ und sei auf Hilfe angewiesen, erklärte Schultz.

Wie berichtet, hatte sich nach dem Desaster der ehemaligen Betreiber der Verein „Die Laden-Hüter“ zur Rettung der Lach- und Schießgesellschaft gegründet. Ude ist eines der Vorstandsmitglieder. Schultz zufolge ist die Wiederbelebung des „Ladens“ ein finanzieller Kraftakt. Inventar und Namensrechte der Lach und Schieß konnten immerhin gerettet werden. Bestandteil eines neuen, wirtschaftlich tragfähigen Konzepts ist auch, dass die Gastronomie künftig dauerhaft und nicht nur zu den Vorstellungen betrieben wird. Und zwar von einer eigenständigen Wirte-Crew. Das künstlerische Ensemble um Sebastian Fritz, Christl Sittenauer und Frank Klötgen tritt vorerst im Silbersaal des Deutschen Theaters auf, der Platz für etwa 200 Besucher bietet. Premiere des Programms „Abgespeckt“ ist am 13. Januar. Nach den Vorstellungen von Schultz soll die Lach und Schieß auch nach der Wiedereröffnung der Heimstätte an der Haimhauserstraße immer wieder im Deutschen Theater gastieren. Die Gesellschaft will also zweigleisig fahren.

Die Gedenkveranstaltung für Hildebrandt unter dem Motto „Denkzettel“ (zu den Gästen zählten unter anderem Fußball-Weltmeister Paul Breitner und Kabarettistin Luise Kinseher) war unterdessen ein launiger, unterhaltsamer Abend. So wie es sich der große Kabarettist gewünscht hätte. André Hartmann gab am Piano den musikalischen Leitfaden vor. Bruno Jonas, der mit Hildebrandt noch selbst im „Scheibenwischer“ auf der Bühne gestanden war, schlüpfte in die Rolle von Frank-Walter Steinmeier und übermittelte ein satirisches Grußwort des Bundespräsidenten, das einer „rhetorischen Mehlschwitze“ glich. Und Jonas erinnerte an Abende im Dunstkreis der Scheibenwischer-Vorstellungen in Berlin, als sich die Künstler beim Stamm-Italiener trafen und Hildebrandt Streitgespräche zwischen so manchen Kollegen mit eloquentem Humor schlichtete: „Ihr dürft diesen guten Wein nicht zu eurem Nachteil trinken.“

Auch Holger Paetz kannte Hildebrandt noch gut. Er habe immer „das richtige Wort im richtigen Moment“ gehabt, sagte der Kabarettist. „Und er mochte die Menschen.“ Denen habe er auch klar gemacht, „von wem wir regiert werden. Und schlechte Politik so beleuchtet, dass sie sich in Gelächter auflöst.“ Auch im Alltag war Hildebrandt nie um eine Pointe verlegen. Paetz erzählte die Anekdote, als der Künstler von der Polizei aufgehalten und von einem Beamten gefragt wurde: „Haben Sie etwas getrunken?“ Antwort: „Für Sie zu wenig!“

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