S-Bahn entgleist im Tunnel

von Redaktion

VON DIRK WALTER

An Störungen der S-Bahn-Stammstrecke ist man ja gewöhnt. Gestern jedoch gab es in München eine Panne im XXL-Format: Eine entgleiste S-Bahn hat den ganzen Tag über den Stammstreckentunnel lahmgelegt. Am Donnerstag gegen 1.20 Uhr war eine S3 nach der Ausfahrt vom Isartor Richtung Rosenheimer Platz an einer Weiche entgleist. Ein Drehgestell des Zugs sprang aus den Schienen. Verletzt wurde niemand. Da die S-Bahn zum Teil noch in der Station stand, konnten die 15 Fahrgäste über die hinteren Türen des Zuges zurück auf den Bahnsteig der Haltestelle Isartorplatz gehen.

Die Ursache des Unglücks ist unklar. Wegen Bauarbeiten an der Oberleitung waren zuvor schon mehrere S-Bahnen vom Gleis Richtung Ostbahnhof ohne Probleme auf das Gegengleis geleitet worden, berichtet Pressesprecher Wolfgang Hauner von der Bundespolizei.

Warum dann die S3 entgleiste, wusste gestern niemand. Die S-Bahn fuhr nur 15 km/h. Das erste Drehgestell des vorderen Triebwagens war noch regulär von der Weiche in Richtung Gegengleis umgelenkt worden, das zweite Drehgestell dann nicht mehr.

Die Bundespolizei leitete zwar Ermittlungen wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ein. Das sei jedoch Standard bei Unfällen dieser Art, erläuterte der Sprecher. Eine Fremdeinwirkung, gar absichtliche Sabotage, seien „eher“ unwahrscheinlich.

Für die Pendler begann in den Morgenstunden eine Odyssee. Sie mussten auf den Weg Richtung Innenstadt umsteigen. S-Bahnen fielen am Vormittag teilweise aus, teilweise endeten sie je nach Linie in Pasing, an der Hackerbrücke, am Hauptbahnhof oder am Ostbahnhof – ab hier fuhr die U5, die jedoch auf den Andrang nicht eingestellt war. Entsprechend überfüllt waren die U-Bahnen. Der Stammstreckentunnel war den ganzen Tag über voll gesperrt.

Erst um die Mittagszeit gelang es, die S-Bahn „aufzugleisen“, wie es in der Fachsprache heißt – sprich das Drehgestell mit Hydraulikpressen zurück auf die Schienen zu befördern. Der Zug kam dann ins Ausbesserungswerk Steinhausen.

Danach wurde das Gleis inspiziert und festgestellt, dass ein 20 Meter langes Schienenstück ausgetauscht werden musste – inklusive notwendiger Schweißarbeiten. Weil die Arbeiten im „beengten Tunnel“ stattfanden und die Bauarbeiter Platz brauchten, mussten beide Gleise – also auch das unbeschädigte Gleis Richtung Innenstadt – gesperrt bleiben, betonte ein Bahnsprecher. Die Arbeiten sollten bis in die Abendstunden andauern.

Artikel 4 von 5