Für viele junge Familien sind sie der einzige Weg, an eine bezahlbare Wohnung zu kommen: Genossenschaften. Mit einer Einlage kauft man sich zunächst ein, bekommt dafür die Chance, einmal ein günstiges Apartment mieten zu können. Gerade eben müssen Hunderte Münchner Familien dabei zuschauen, wie ihnen die Politik der Bundesregierung diese Möglichkeit versperrt. Die aktuelle Haushaltssperre schlägt nämlich auf das Wohn-Modell und direkt nach Bayern durch. Denn ohne die günstigen Darlehen der Förderbank KfW können viele die Einlage zum Einstieg in eine Genossenschaft nicht mehr stemmen. Und die KfW ist wiederum von der Haushaltssperre betroffen.
Hintergrund: Nicht jeder kann es sich leisten, die Anteile an einer Genossenschaft zu zeichnen. Für diese Fälle haben die Genossenschaftsverbände lange um kostengünstige Darlehen gekämpft. Mit der sogenannten „Förderung genossenschaftlichen Wohnens“ wurde das erreicht. Darlehen bis zu 100 000 Euro pro Haushalt konnten über das Programm abgerufen werden. Doch der dafür vorgesehene Topf in Höhe von 15 Millionen Euro wurde im Zuge der Haushaltssperre eingefroren, weil die Regierung in Berlin ihre Finanzen nicht gerichtsfest geplant hat. Ab sofort werden deshalb keine neuen Anträge mehr angenommen, die bereits vorliegenden werden nicht mehr weiter bearbeitet. Im Klartext: Vielen Familien bricht gerade die Möglichkeit weg, einer Genossenschaft beizutreten.
Der Antrags- und Zusage-Stopp der KfW sei gewissermaßen über Nacht gekommen und habe die Genossenschaftsmitglieder kalt erwischt, heißt es vom Verband bayerischer Wohnungsunternehmen. Direktor Hans Maier spricht allein in Freiham von 525 Genossenschaftswohnungen, die davon betroffen seien. „Haushalte, die in jetzt noch freie Wohnungen einziehen wollen, haben sich auf die KfW-Darlehen verlassen, um ihre Genossenschaftseinlagen zahlen zu können. Diese Haushalte hängen jetzt in der Luft“, sagt er.
Aber auch für junge Genossenschaften ist die Entscheidung ein harter Schlag. „Die KfW-Darlehen sind bei deren Bauprojekten fest eingeplant. Versiegt dieser Strom, ist die Fortführung der Projekte völlig ungewiss“, sagt Thomas Schimmel, Vorstandsmitglied der Genossenschaftlichen Immobilienagentur GIMA München. In der Landeshauptstadt sind laut VdW neben Freiham aktuell Bauvorhaben mit weiteren 450 Wohnungen betroffen. Bei den vom Förderstopp betroffenen Projekten im Kreativviertel und in Neufreimann stand die Finanzierung bereits. „Umso bitterer ist jetzt der überraschende Schritt der KfW“, sagt Maier. Die Forderung von Schimmel ist daher eindeutig: „Die Freigabe der Mittel in 2023 und die Fortführung des Programms in 2024 ist von entscheidender Bedeutung.“