Die Nachwehen des Schneechaos’ waren am Montag in München immer noch zu spüren. So ging bei der Tram nach wie vor nichts. U-Bahn und Bus waren nach Angaben der MVG hingegen wieder auf allen Linien unterwegs – allerdings unregelmäßig.
Beim Trambetrieb versucht die MVG seit Samstag, die Strecken von Schnee, Matsch und Eis zu befreien (siehe auch Seite 3). Das größte Problem seien die Übergänge, an denen der Autoverkehr die Schienen kreuzt. Die Autos würden Schnee, Matsch und Eis in die Rillenschienen drücken, wo dann alles gefriert. Daher bestehe die Gefahr einer Entgleisung, heißt es vom Verkehrsbetrieb. Eines der Sonderfahrzeuge sei bei Räumarbeiten bereits entgleist. Man arbeite sich aktuell meterweise vor und hoffe, dass die ersten Strecken so bald wie möglich wieder befahrbar seien. Unterdessen gibt es Kritik vom Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr im Münchner Forum, der den Winterdienst von MVG und Baureferat als unzureichend bezeichnet.
Die Feuerwehr musste von Freitag bis Sonntag Mitternacht knapp 800 Mal ausrücken. Auch das städtische Baureferat arbeitet auf Hochtouren: Bis einschließlich Sonntag habe man etwa 1900 Tonnen Salz und 3200 Tonnen Splitt verstreut, teilt die Behörde auf Anfrage mit. „Zum Vergleich: Im gesamten letzten Winterdienst-Zeitraum waren es 8000 Tonnen Salz und 15 000 Tonnen Splitt.“ Man bitte um Entschuldigung dafür, dass man anfangs mit den Räumarbeiten nicht hinterhergekommen sei. Oberste Priorität hätten etwa 10 000 Fußgängerüberwege, 2300 Haltestellen und 290 Gefahrenstellen – etwa starke Gefälle und Steigungen sowie Bahnübergänge – gehabt.
Der Schlosspark Nymphenburg blieb aufgrund der hohen Schneebruchgefahr sowie umgestürzter Bäume am Montag und Dienstag geschlossen. Die Schlösserverwaltung warnte zudem vor hoher Schneebruchgefahr im Englischen Garten. Der Zugang zum Monopteros ist derzeit gesperrt. Die Stadtverwaltung warnte davor, Parks, Grünanlagen und die Isarauen zu betreten. Überall könnten Äste herabstürzen.
Die Müllabfuhr ist zwar unterwegs. Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) weist jedoch darauf hin, dass es voraussichtlich zu Verzögerungen bei der Leerung kommen wird. Die Schneeverhältnisse machten die Standplätze der Mülltonnen schwer zugänglich, insbesondere in den Hinterhöfen. Zudem hätten große Müllfahrzeuge Schwierigkeiten, alle Straßen zu erreichen, weil Schneehaufen die Zufahrten blockierten. Zu enge oder nicht geräumte Nebenstraßen würden nicht angefahren. Die Leerung des Biomülls dürfte diese Woche nach Angaben des AWM komplett entfallen.
Die Wertstoffhöfe der Stadt blieben am Montag geschlossen, einzig der Wertstoffhof plus an der Lindberghstraße fungierte als Nothof. Auch alle städtischen Friedhöfe bleiben wegen der teils massiven Baumschäden bis auf Weiteres geschlossen. Außerdem wurde vom Baureferat die Räumung von Dächern städtischer Hallen veranlasst. Ziel sei es, Sperrungen von Sporthallen zu vermeiden.
Unterrichtsausfall gab es am Montag nur am städtischen Lion-Feuchtwanger-Gymnasium. Laut Bildungsreferat waren die Notausgänge wegen umgestürzter Bäume versperrt. Ansonsten habe an den städtischen Schulen aber weitgehend normaler Betrieb geherrscht. Auch am Feuchtwanger-Gymnasium soll heute der Unterricht wieder normal stattfinden. Einen Stromausfall gab es laut Stadtwerken am Samstag lediglich in Aubing-Lochhausen mit wenigen hundert Betroffenen.
Im Umland waren die Einschränkungen an den Schulen massiv. In den Kreisen Starnberg und Mühldorf am Inn sowie in Augsburg blieben am Montag viele Schulen geschlossen, in Ebersberg und Erding heute alle.
Für Probleme sorgt oft die Schneelast auf den Dächern. So bleiben beispielsweise im Landkreis Dachau vorerst alle landkreiseigenen Turnhallen geschlossen. Vielerorts schlugen sogenannte Schneelastwächter, die am Dach angebracht sind und den Schneedruck messen, Alarm. So auch in Murnau, wo deshalb gestern ein Kindergarten geräumt werden musste. Mehrere Mitarbeiter der Marktgemeinde rückten daraufhin aus und befreiten das Dach des Hauses vom Schnee.
Einzelne Straßen in Bayern mussten aber weiterhin witterungsbedingt gesperrt bleiben. So etwa die Strecke von Sylvensteindamm im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bis nach Vorderriß. Zumindest Rettungsfahrzeuge können dort aber schon wieder fahren. Auch die Jachenau war wegen Schneebruchs bis Sonntagmittag von der Außenwelt abgeschnitten. Der Wirt des örtlichen Gasthofes öffnete trotz Betriebsferien seine Tür für Bergwachtler und eine Wanderin, die nicht mehr zurück ins Tal gekommen war und die Nacht in der Jachenau verbringen musste.
„Übel“ sieht es derweil in der Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen aus, wie Klammverwalter Rudolf Achtner sagt. Zahlreiche Bäume liegen quer in der Klamm, aktuell gebe es kein Durchkommen. Wie schlimm die Lage ist, werde sich erst noch zeigen. Die Klamm bleibt vorerst gesperrt.