Die Zahl der Atemwegserkrankungen – in der Fachsprache „akute respiratorische Erkrankungen“ (ARE) genannt, steigt an – das geht aus dem Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts hervor. Prof. Dr. med. Bernhard Heindl vom LMU-Klinikum bestätigt: „Aktuell läuft über ganz Deutschland eine erhöhte Inzidenz von Atemwegserkrankungen. Das Spektrum der Viren ist dabei breit.“
Viele Experten gehen davon aus, dass es noch heftiger wird und wir in Deutschland in diesem Winter von einer deutlichen Erkrankungswelle betroffen sein könnten. Sie raten: gegensteuern. Vor allem beim Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), das hauptsächlich Kleinkinder und Ältere erwischt, gibt es Abhilfe. Prof. Marcus Krüger, Chefarzt der Kinderintensivstationen in der München Klinik Schwabing und Harlaching: „Seit diesem Jahr haben wir neue Impfmöglichkeiten gegen RSV. Das ist umso wichtiger, da es keine spezielle Therapie gegen das Virus gibt. Ältere Menschen können sich damit effektiv schützen. Der gleiche Impfstoff wurde in Europa im Sommer für Schwangere zugelassen. Die von der Mutter gebildeten Antikörper, die die Schwangere selbst schützen, werden im Mutterleib auch auf das Kind übertragen.“ So werden Überlastungen der Kinderkliniken vermieden.
Was die Grippe (Influenza) angeht, rät Prof. Christoph Dodt, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin in der München Klinik Bogenhausen, in erster Linie Senioren zur Impfung: „Anfang Dezember ist dafür noch immer ein guter Zeitpunkt. Gerade für Risikogruppen – also Senioren, Schwangere und Menschen mit einer chronischen Erkrankung – und deren Angehörige ist das besonders wichtig.“
Auch Corona geht weiterhin um: In Deutschland dominiert aktuell die Eris-Variante, in anderen Ländern geht die Pirola-Variante und HV1, ein „Enkel“ von Omikron, um. Alle Varianten haben gemeinsam, dass sie nach aktuellen Erkenntnissen nicht häufiger zu schweren Verläufen führen und dass die Impfungen gut gegen sie schützen. Neben Atemwegssymptomen können Durchfall, Schwellungen im Mund oder Hautausschläge auf eine Infektion mit den neuen Varianten hindeuten. Die München Klinik versorgt aktuell rund 60 Covid-Patienten. Corona-Tests sind derzeit wieder sehr gefragt, aber die Situation ist im Griff. Prof. Heindl vom LMU-Klinikum berichtet: „Die Situation ist nicht vergleichbar mit den Herbstwellen durch Covid-19 in den Vorjahren.“
Dr. Wolfgang Guggemos, Leitender Oberarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing: „Hier in unserer spezialisierten Infektiologie hat sich Covid-19 mittlerweile in die Behandlung anderer infektiöser Krankheitserreger eingereiht – wir haben viel Erfahrung mit der Krankheit gesammelt und die Menschen erkranken heute seltener so schwer, dass sie eine stationäre Versorgung benötigen.“