Schützenhilfe aus Schwaben

von Redaktion

VON JULIAN LIMMER

Auf einmal ging nichts mehr. Bäume stürzten auf die Tram-Oberleitungen, weil sie den Schneemassen nicht mehr standhielten. Busse kollidierten. Haltestellen waren so eingeschneit, dass sie unbegehbar wurden. Am späten Freitagabend gegen 22 Uhr vor einer Woche musste die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wegen des Wintereinbruchs den gesamten Bus- und Trambahnverkehr einstellen, auch die U6 fiel vorübergehend aus. Eine ganze Woche dauerte es, bis alle Trambahnen wieder liefen – die letzte Linie ging in Grünwald erst jetzt am Freitag in Betrieb. Wie konnte es zu dem Chaos kommen?

Trotz Notfallplänen sei unter diesen Umständen kein sicherer Betrieb möglich gewesen, sagte MVG-Chef Ingo Wortmann: „Wir hatten Unfälle und Entgleisungen.“ Bei den Trambahnen kam das Problem hinzu, dass vorübergehend der Strom abgestellt werden musste, um die Oberleitungen von umgeknickten Bäumen und Ästen zu befreien. Das führte wiederum dazu, dass die Heizungen von rund 370 Weichen ausfielen – sie vereisten.

Als der Strom wieder lief, blieb die Lage kompliziert. Ein Grund: Eis und Schnee in den Rillen der Tramgleise. Rund 500 Mitarbeiter, teils Tramfahrer, räumten die Gleise per Hand frei – je 50 Mitarbeiter pro Schicht waren mit schwerem Gerät im Einsatz: Das Eis sei „hart wie Beton“ gewesen, so ein MVG-Mitarbeiter.

So hartnäckig, dass auch die wenigen Fahrzeuge, die die Schienen frei machen sollten, nicht ohne Weiteres durchkamen: Insgesamt waren 17 Fahrzeuge im Einsatz – für die Schienen vor allem aber ein oranger Arbeitswagen aus dem Jahr 1961 sowie zwei Unimogs. Das Problem: Einer der städtischen Unimogs, die auch auf Schienen fahren können, entgleiste wegen des Eises in den Rillen – und fiel aus.

Hilfe kam aus Schwaben: Die Stadtwerke liehen einen Unimog aus Stuttgart, ein Pflügle samt Fahrer, der das Räumungsteam dabei unterstützte, die Gleise frei zu machen. Der Mangel an Räumfahrzeugen sorgte für Kritik: Der Fahrgastverband Pro Bahn beanstandete, dass die MVG insgesamt zu wenig davon habe.

Auch die MVG selbst überlegt nun, neue Räumfahrzeuge anzuschaffen – noch analysiere man jedoch die Lage: „Wenn wir weitere Unimogs brauchen, kaufen wir sie“, sagte Wortmann. Das Budget dafür sei vorhanden. Zudem müsste aber auch die Koordination der Räumungsdienste besser werden, Haltestellen und Kreuzungen müssten schneller geräumt werden.

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