„Wir werden im nächsten Jahr einiges anpacken müssen, um mit den Neubaustrecken zu beginnen,“ meint MVG-Chef Ingo Wortmann. „Bei der Tram-West-Tangente und auch bei der Tram Johanneskirchen haben wir mit dem Bauen begonnen. Das wird nächstes Jahr an Fahrt aufnehmen, allerdings sind wir durch die Mittelkürzungen ein wenig eingebremst worden“, bedauert Wortmann. Über die Höhe der Kürzungen konnte er nichts sagen, darüber müsse der Aufsichtsrat erst noch entscheiden. Jedenfalls habe man nicht vor, Baumaßnahmen ganz zu streichen. Man würde sie lediglich strecken – was für München bedeutet: noch länger mit Baustellen leben.
Gleichzeitig will sich die MVG in den kommenden Jahren auf die Grundinstandsetzungen der maroden Gleise und U-Bahnhöfe fokussieren, denn dafür stellt der Bund die Hälfte der Mittel zur Verfügung – aber nur noch bis 2030. Etwa 100 Millionen Euro stehen allein im kommenden Jahr für die Grunderneuerung zur Verfügung. „2024 werden voraussichtlich 59 Weichen, 17 Gleiskreuzungen, zweieinhalb Kilometer Stromschiene und 17 Kilometer Fahrschienen erneuert. Dazu kommen Routinemaßnahmen, wie Schienen-Reparaturen im Tunnel sowie die Überholung unserer 176 Aufzüge und 770 Rolltreppen“, erklärt der Leiter Verkehrsinfrastruktur bei der MVG Jan Ebering.
Ein weiteres Projekt ist die Erneuerung der Hintergleisfassaden der zum Teil 50 Jahre alten U-Bahn-Stationen. An den U-Bahnhöfen Hohenzollernplatz, Josephsplatz und Theresienstraße werden die Wände hinter den Gleisen saniert und mit Beton verkleidet. Deshalb schränkt die MVG den Betrieb der U2 und der U8 zwischen Hauptbahnhof und Scheidplatz ab Montag, 25. Dezember, bis voraussichtlich 10. März 2024 zeitweise ein. „An Tagen wie Silvester oder zwischen Weiberfasching und Faschingsdienstag wollen wir aber normal fahren“, sagt Brigitte Gemmer, die Leiterin der Angebotsplanung bei der MVG. Auch was die Weichenerneuerung am U-Bahnhof Fröttmaning angeht, will man während der Fußball-EM zwischen 14. Juni und 14. Juli eine Pause bei den Bauarbeiten machen, damit die Fußballfans ungehindert zu den Spielen kommen.
Ein weiteres Projekt ist die Verbesserung der Barrierefreiheit der U-Bahnen. So werden die Bahnsteige mit einem neuen Blindenleitsystem aus Gummi ausgestattet. Bisher sind an den U-Bahnhöfen unterschiedliche Leitlinien – in der Regel aus Stein – installiert, die sich je nach Baujahr unterscheiden und nicht mehr den heute gültigen Normen entsprechen. Deshalb soll nachgerüstet werden. Mit den neuen taktilen Rinnen wird es für Sehbehinderte auch leichter, Treppenaufgänge, Aufzüge und Notfallsäulen zu finden.
Am heutigen Dienstag wird der Großteil des U-Bahnhofs Sendlinger Tor, insbesondere das Zwischengeschoss und die Bahnsteigebene U3 und U6, weitestgehend fertiggestellt. 2024 stehen lediglich Restarbeiten an. Auch die Sanierung der Ludwigsbrücke ist größtenteils abgeschlossen. Jetzt müssen dort unter anderem noch Versorgungsleitungen verlegt werden, bevor die Tram im Frühjahr 2025 wieder fahren kann. GABRIELE WINTER