Folgt man der Initiative Hochhausstopp, gibt es in München zwei Dinge, die nicht zusammenpassen: die Klimaanalyse und die Hochhausstudie. Laut Klimaanalyse aus dem Jahr 2014 gibt es in der Stadt „bioklimatisch ungünstige“ Zonen, die sich im Sommer stark aufheizen und nachts nur wenig auskühlen. Laut Hochhausstudie, zu der sich der Stadtrat im Juni offiziell bekannte, gibt es in der Stadt gleichzeitig Zonen, in denen künftig Hochhausbau akzeptiert wird. Und: Diese Bereiche überschneiden sich.
„Es sollen exakt dort Hochhäuser gebaut werden, wo die Versieglung sowieso schon hoch ist“, sagt Robert Brannekämper, Vorsitzender der Hochhausgegner. „Die Stadt will die Politik also an den Klimawandel anpassen – aber ohne dabei auf die Problematischen Hochhausplanungen einzugehen.“ Die Hochhauskritiker um Brannekämper, Wolfgang Czisch und Bernd Schreiber stellten die Zusammenhänge gestern der Öffentlichkeit vor. Dabei wurde sichtbar: Die Achse entlang der Bahnschienen von der Altstadt bis nach Laim ist versiegelte Hitzezone, ebenso die Gebiete im Norden am Frankfurter Ring – in Hochhauserwartungsgebieten für Häuser von einer Höhe von über 80 Metern.
Dasselbe Zusammentreffen gibt es an den großen Ausfallsstraßen nach Osten. In Obersendling und in Perlach werden immerhin Hochhäuser von unter 80 Metern erwartet. In allen Gebieten würden Hitzegebiete noch mehr versiegelt. Für Brannekämper und Schreiber steht fest: „Die Klima-Frage hat man bisher aus den Hochhausplänen weggeschoben. Sie muss aber mitgedacht werden.“
Das wohl am heißesten umkämpfte Projekt sind die Paketpost-Türme in Neuhausen. 150 Meter Höhe sieht der Plan vor. „Derzeit werden Gutachten fertig gestellt sowie der Bebauungsplanentwurf und der städtebauliche Vertrag erarbeitet“, heißt es aus dem Planungsreferat. Ein Bebauungsplan könnte Ende 2024 verabschiedet werden. Hochhausstopp läuft Sturm. 27 000 Münchner haben schon dagegen unterschrieben, 33 000 sind nötig für einen Bürgerentscheid. iwi