Benko-Pleite: Wer bietet am meisten?

von Redaktion

VON NADJA HOFFMANN

Von wegen ruhige Zeit: Für das Pleite-Imperium von René Benko gab es keine Verschnaufpause zwischen den Jahren. Wie berichtet, sind kurz vor Silvester die wichtigsten Immobilien-Einheiten des strauchelnden Signa-Konzerns – Prime und Development – pleitegegangen. Das bedeutet: Für die Insolvenz-Verwalter beginnt das Jahr mit der Suche nach Geldgebern und jeder Menge Arbeit. Wie diese aussieht, erklärt Expertin Elske Fehl-Weileder. Sie ist als Insolvenzverwalterin für die renommierte Kanzlei Schultze & Braun auch in München tätig.

Die Stadt ist vom Zusammenbruch des Signa-Konzerns hart getroffen worden: Auf den Baustellen der Alten Akademie und des historischen Hertie am Bahnhof ruhen die Arbeiten. Das Kaut-Bullinger-Haus am Marienplatz sowie der Karstadt an der Schützenstraße sind längst verwaist. Angesichts dessen geht es für die Pleite-Verwalter der Signa-Sparten im ersten Schritt um eine Bestandsaufnahme, erklärt Fehl-Weileder. „Die reicht von der Überprüfung der technischen Infrastruktur und eventuell notwendiger Reparaturen bis hin zur Erfassung von Versicherungen, Zulassungen oder Genehmigungen.“ Das Ausmaß richte sich nach der Hausgröße und danach, ob es sich um Wohn-, Geschäfts- oder Mischflächen handelt. „Befindet sich das Gebäude noch im Bau, muss der Insolvenzverwalter den genauen Bautenstand feststellen.“ Und berechnen, wie teuer die Fertigstellung ist. Daraus kann abgeleitet werden, ob der Weiterbau mit einem neuen Generalunternehmer oder vom künftigen Besitzer weitergeführt werden kann.

Letzteren zu finden, ist eine der zentralen Aufgaben in den nächsten rund sechs bis 18 Monaten. „Bei Größenordnungen wie bei Signa wird sicherlich ein spezialisiertes Unternehmen die Investorensuche übernehmen und den Insolvenzverwalter dabei unterstützen“, schätzt Fehl-Weileder. Angesichts der Lage braucht es auf jeden Fall Profis: Der Anstieg der Zinsen setzt die ganze Branche unter Druck, Finanzierungen sind teuer geworden, Baukosten schnellen in die Höhe. „Daher wird es tendenziell schwieriger, Investoren zu finden, die Bauprojekte übernehmen und fertigstellen oder die Übernahme von Bestandsimmobilien stemmen können.“ Grundsätzlich gelte – und das ist gut für München: „Je besser die Lage, desto eher findet sich ein Investor.“

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hofft dabei auf „vernünftige Investoren, die das Thema nachhaltige und verantwortungsvolle Stadtentwicklung als ihre Hauptaufgabe sehen“. Seriöse Geschäftsleute aus München wurden bereits bei der Übernahme der Alten Akademie ins Spiel gebracht: die Familien Schörghuber und Inselkammer. Zuerst müsste der Freistaat aber seinen Erbbauvertrag mit der Signa rückabwickeln. Geschätzte Kosten für den Steuerzahler: 200 Millionen Euro.

Artikel 4 von 6