Wörthstraße 8: Kauf im ersten Quartal?

von Redaktion

Haidhauser wollen ihr Haus übernehmen – 85 Prozent der Finanzierung stehen

Sie kommen ihrem Traum Stück für Stück näher: Die Bewohner der Wörthstraße 8 wollen ihr Haus kaufen. Mit Privatkrediten und einer Finanzspritze der Stadt sieht es jetzt, Anfang 2024, gut aus für das Pilotprojekt in Haidhausen.

Wie wir im Januar vergangenen Jahres erstmals berichteten, erfuhren die Mieter im Juli 2022, dass ihr Wohnhaus zum Verkauf steht. Zuerst saß der Schock tief – doch schnell war klar: Die 28 Bewohner geben nicht kampflos ihr geliebtes Zuhause auf. Die Idee: Das Gebäude nach Vorbild des Mietshaus-Syndikats zu kaufen. Sie gründeten den Verein, Wörth 8 e.V., rührten die Werbetrommel, veranstalteten Infotage und sammelten so Zusagen für Privatkredite, zu geringem oder gar keinem Zinssatz.

Jetzt stehen bereits 85 Prozent der nötigen Finanzierung, um den finalen Schritt zu gehen und das Haus zu kaufen. Um ihr Zuhause zu behalten, aber vor allem, um das Haus dem Spekulationsmarkt zu entziehen und damit bezahlbaren Wohnraum mitten in München zu erhalten. Denn ihre Mieten liegen derzeit durchschnittlich bei neun bis zwölf Euro pro Quadratmeter – würde ein Investor das Haus kaufen, würde sich das mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern.

Eine große Hilfe kam im Sommer aus dem Stadtrat. Für eine Million hat die Stadt sogenannte Belegrechtsoptionen für fünf Wohnungen gekauft. Das bedeutet, dass in den nächsten 80 Jahren, sollte jemand ausziehen, der nachfolgende Mieter jemand mit Wohnberechtigungsschein sein muss – aus der freien Wohnung also eine Sozialwohnung wird. Außerdem muss die Miete zehn Prozent unter dem Mietspiegel liegen. „Dieser Beschluss war ein ganz wichtiger Schritt für uns“, sagt Katrin Göbel. Sie wohnt bereits seit 34 Jahren in der Wörthstraße 8 und betreibt gemeinsam mit einer Nachbarin den Laden „Kokolores“ im Erdgeschoss.

Die Gemeinschaft im Haus ist stark – das muss sie auch sein, um ein solches Mammutprojekt zu stemmen. Seit über einem Jahr treffen sich die Nachbarn noch immer jeden Donnerstagabend im Plenum, um sich auf den aktuellen Stand zu bringen, Pläne zu schmieden, über alles Anstehende zu sprechen. „Insgesamt ist alles ein ständiges Auf und Ab“, sagt Göbel, „das schweißt einen natürlich enorm zusammen.“

Jetzt fehlen noch 600 000 Euro bis zum letzten Schritt. „Wir peilen einen Kauf im ersten Quartal 2024 an“, sagt Katrin Göbel, „und wir freuen uns, wenn wir bis dahin noch weitere Unterstützer finden.“ Und wenn alles geschafft ist? „Dann werden wir erst mal richtig feiern mit all unseren Unterstützerinnen und Unterstützern, tief durchatmen und dann mit der eigentlichen Arbeit beginnen: als Mieterinnen und Mieter ein Haus in Selbstorganisation zu bewirtschaften.“ LEONI BILLINA

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