Der Kaufhof-K.o.

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS, CORINNA MAIER, GABRIELE WINTER UND NADJA HOFFMANN

Der Insolvenzantrag soll bereits am heutigen Dienstag, wahrscheinlich in Essen, gestellt werden – das wurde unserer Zeitung aus Galeria-Kreisen bestätigt. Das Datum ist kein Zufall: An diesem Tag endet, wie die SZ berichtet, die Notgeschäftsführung der Galeria-Kette. Vor sechs Wochen hatte deren übergeordnete Schweizer Muttergesellschaft Signa Retail Selection ihre Liquidation angekündigt. Nun laufen Fristen ab – auch mit gravierenden Folgen auch für München.

In der Landeshauptstadt sind von einst acht Kaufhäusern nur noch vier mit rund 800 Mitarbeitern übrig. Flaggschiff ist das Geschäft am Marienplatz, das als umsatzstärkster Standort im gesamten Warenhaus-Konzern gilt. Ein denkbares Szenario ist, dass solche Filialen – einzeln oder gebündelt mit anderen – an Investoren verkauft werden. Bei der Suche nach Geldgebern sei der Insolvenzantrag dabei nicht hinderlich: „Ganz im Gegenteil“, wie ein Insider sagt. „Die Gespräche mit Investoren laufen weiter, und eine Insolvenz ist für manche von ihnen sogar die Grundvoraussetzung.“ Auch der Galeria-Betriebsrat hält die Kaufhauskette weiter für zukunftsfähig. „Dass nun die Kerngesellschaften der Signa-Gruppe insolvent sind, bedeutet, dass wir uns von der Signa-Gruppe und ihren Interessen befreien können“, sagte Betriebsratschef Jürgen Ettl der Wirtschaftswoche. Einem einzelnen Investor oder Konsortium könnte Galeria laut Ettl zwischen 6 und 17 Prozent Rendite bieten. Voraussetzung sei dabei, dass Mieten auf ein marktübliches Niveau gesenkt werden. Dazu sei Signa aber, wie es heißt, bislang nicht bereit gewesen.

Im Zuge des Restrukturierungsplans hätte der Mutterkonzern im Februar zudem 200 Millionen an Galeria überweisen müssen. „Nun ist klar: Das Geld kommt nicht“, so der Insider. „Deshalb bleibt uns keine andere Möglichkeit mehr, als einen Insolvenzantrag zu stellen.“ Mit dem hatten Branchen-Kenner zum Jahresanfang bereits gerechnet – nach dem lukrativen Weihnachtsgeschäft. Ob jetzt weiter verkauft wird oder die Lichter bald ausgehen könnten, bleibt eine der offenen Frage.

Alles andere als Geschäftsbetrieb wäre für Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern (HBE), der schlimmste Fall. „Weitere Leerstände in der Innenstadt – das wäre der Hammer“, sagt er. Wie sich so etwas auswirkt, könne man heute bereits in der Schützenstraße sehen. „Aber Schließungen kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dazu sind die Häuser zu wichtig für die Stadt und die Stadtviertel.“ „Das Filialnetz wurde ja bereits bei der zweiten Insolvenz massiv abgespeckt, die übrigen Häuser sind höchst attraktiv“, so der Verbandssprecher. Er geht davon aus, dass sich für alle Standorte ein Investor findet und das Geschäft somit weitergehen kann.

Darauf hoffen auch die Mitarbeiter, die von den neusten Entwicklungen wieder nur in der Presse lesen können. „Wir sind immer die Letzten, die etwas erfahren“, sagte ein Angestellte am Rotkreuzplatz unserer Zeitung. Dass sei schon bei den vorherigen Pleiten so gewesen. Offiziell kann das Unternehmen erst informieren, wenn der Insolvenzantrag vorliegt. Das ist wohl heute der Fall. Signa selbst äußerte sich zu all dem nicht.

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