Von Galeria ins Gesundheitsamt

von Redaktion

VON NADJA HOFFMANN

Seit Dienstagvormittag ist klar: Nichts geht mehr bei Galeria Kaufhof Karstadt. Die Warenhauskette, die zum insolventen Imperium von René Benko gehört, ist pleite. Zum dritten Mal in drei Jahren. Für die 15 000 Beschäftigten an 90 Standorten beginnen nun erneut bange Monate, in denen sie um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. Ein Gefühl, das Anke Schubert kennt. 20 Jahre lang hat sie für die Warenhaus-Kette gearbeitet, bis sie im Sommer 2023 plötzlich arbeitslos war: Mit der Schließung des Karstadt an der Schützenstraße kam die Kündigung. Schubert fühlt jetzt mit den ehemaligen Kollegen. Und ist zugleich erleichtert, bei der Stadt einen neuen Arbeitsplatz gefunden zu haben. Dank einer speziellen Initiative.

„Den 13. März 2023 werde ich nie vergessen“, sagt die 51-Jährige. Die 220 Mitarbeiter wurden an jenem Montag zusammengerufen. Draußen war es mit fast 20 Grad außergewöhnlich warm, drinnen herrschte frostige Stimmung. Dem gesamten Team von der Schützenstraße wurde dann zum 30. Juni gekündigt. „Das war für alle ein Schlag ins Gesicht“, erinnert sich Schubert. Tränen flossen, Ungläubigkeit herrschte. Zu diesem Zeitpunkt liefen nämlich bereits die Modernisierungsarbeiten am historischen Hertie vis-a-vis am Bahnhofsplatz. Die Kollegen freuten sich darauf, dorthin bald umzuziehen – und in einem rundum erneuerten Galeria zu arbeiten. Der Zusammensturz des Signa-Imperiums ließ diese Träume jäh zerplatzen. Als klar war, dass die 220 Karstadt-Mitarbeiter ab Juli ohne Job dastehen, wurden mehrere Unternehmen wie zum Beispiel die Lufthansa oder die Deutsche Bahn aktiv.

Auch die Stadt München lud die Betroffenen zu einer Infoveranstaltung ein. Rund 4000 Stellen sind im Rathaus und den Referaten aktuell unbesetzt, entsprechend vielfältig die Perspektiven. Zehn von den 80 Zuhörern sind tatsächlich zur Stadt gegangen und arbeiten unter anderem in der Stadtkämmerei, im Vorzimmer (Baureferat), in der Verkehrsüberwachung und bei den Markthallen.

Anke Schubert hatte 1999 bei Karstadt Sport in der Verwaltung angefangen und war später Sekretärin der Geschäftsführung. Ein beruflicher Erfahrungsschatz, von dem nun das Gesundheitsreferat profitiert: Dort arbeitet sie seit August in der Personalbetreuung. Galeria hatte ihr zuvor noch angeboten, in die Filiale am Marienplatz zu wechseln. „Ich habe in letzter Sekunde abgesagt und bin sehr froh darüber.“

Ob im Zuge der erneuten Insolvenz Standorte schließen und Mitarbeiter entlassen werden müssen, ist derzeit noch unklar. Eine schwierige Situation auch für die 800 Betroffenen in München. „Es ist bedrückend, dass die Galeria-Beschäftigten schon wieder um ihre Zukunft bangen müssen“, sagt Andreas Mickisch, der Personal- und Organisationsreferent der Stadt. Er hofft das Beste für alle, stellt zugleich aber in Aussicht: Sollte es wieder zu Schließungen kommen, soll es eine Wiederholung der Job-Aktion geben. „Wir sind immer auf der Suche nach engagierten Menschen, die sich für ihre Stadt einsetzen wollen.“

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