Jurastudent Moritz Löw (25) setzt sich auf den Fahrersitz, umgreift das mächtige Lenkrad – und strahlt. So beginnen seine Schichten oft in seinem Nebenjob – einem für seinen Studiengang eher untypischen! Statt in einer Kanzlei zu jobben, Strafakten zu wälzen, lenkt er Busse durch Münchens Stadtverkehr. Er ist Teilzeit-Busfahrer bei der MVG. Ein kleiner Traum: „Ich wollte schon als kleines Kind Busfahrer werden“, sagt er.
Teilzeitkräfte wie Löw, die neben dem Studium als Fahrer arbeiten, werden für die MVG immer wichtiger. Denn: Der Personalmangel verschlimmert sich – alleine bei den Bussen fehlen derzeit 50 Fahrer. „Dort ist der Mangel am eklatantesten“, sagt MVG-Pressesprecher Maximilian Kaltner. Der Fahrplan musste deshalb auf 14 Linien angepasst werden. Ein Problem: Zu viele Fahrer gingen in Rente, zu wenige kamen nach.
Deshalb setzen die Verkehrsbetriebe mittlerweile auf unkonventionelle Maßnahmen, um Fachkräfte anzuwerben oder auszubilden. Im Februar beginnt erstmals ein siebenwöchiger Kurs für Studenten in den Semesterferien, die danach als Teilzeit-Tramfahrer arbeiten können. Zwölf Plätze gibt es, acht sind bereits vergeben.
Bei Moritz Löw lief es ein wenig anders: Er musste keinen Kurs machen. Nach der Schule begann er eine Ausbildung bei der MVG, bei der er unter anderem das Busfahren lernte. Jetzt fahre er neben seinem Fernstudium wöchentlich weiterhin knapp 20 Stunden pro Woche – auf bis zu 1500 Euro komme er monatlich.
Doch einfach sei der Job nicht: „Das sollte man nicht unterschätzen.“ Das Busfahren erfordere volle Konzentration, nach einer Schicht noch was für die Uni erledigen, sei nicht drin. „Dafür gebe ich an den restlichen Tagen umso mehr Gas, aber am Schreibtisch“, sagt er. Für ihn sei Busfahren halt eine Leidenschaft.
Fahrer wie Löw sind für die MVG ein Glücksfall. Denn: Die Personalnot wird sich auch in den kommenden Jahren nicht verbessern. Neben Studenten werben sie deshalb Fachkräfte auch im Ausland an – und auch Rentner werden zu einer wichtigen Zielgruppe!
Wie Bernhard Gigl (68). Er hat sein Leben lang Busse gelenkt, auch im Rentenalter will er darauf nicht verzichten. „Ich habe große Freude am Fahren“, sagt er. Und auch der Plausch mit den Fahrgästen bereichere sein Leben. Er fahre weiter, bis es nicht mehr geht. Leider, sagt er, sei bei der MVG mit 70 Schluss. JULIAN LIMMER