Auf Tuchfühlung mit dem Überflieger

von Redaktion

Das Deutsche Museum feiert am Samstag den Flugpionier Otto Lilienthal

Der Traum vom Fliegen ist so alt sein wie die Menschheit. Eine Überflieger-Geschichte ist die von Otto Lilienthal (1848–1896). Der Mann aus Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) ist mit seinen Gleitern als erster Mensch wiederholt erfolgreich über der Erde geschwebt. Am Samstag steht der Tag in der Flugwerft Schleißheim ganz im Zeichen Lilienthals. Um 10 und um 12 Uhr laden Experten des Deutschen Museums zu Führungen durch das Atelier, in dem aktuell der berühmte Normalsegelapparat restauriert wird. Ab 14 Uhr präsentiert Markus Raffel seine Erfahrungen mit einem nachgebauten Experimentier-Eindecker, der ebenfalls in Oberschleißheim zu bewundern ist.

Charlotte Holzer, Restauratorin am Deutschen Museum, werkelt am ersten in Serie gebauten Flieger der Welt – der bald wieder ausgestellt werden soll. Der Gleiter des Deutschen Museums ist wohl derjenige, mit dem Lilienthal 1894 in Berlin-Lichterfelde flog – und eines von nur fünf noch existierenden Exemplaren. Große Teile der Bespannung sind noch original. Man kann sehen, welche Materialien verwendet wurden. Holzer ist fürs Textile zuständig. Die Flügel sind gerupft, die Weidenruten, auf die der Stoff montiert war, leiden massiv unter Holzfraß. „Anfangs war das ein gigantisches Puzzle.“

Der Gleiter hat Holzer sofort fasziniert. Nach Lilien–thals Tod kam er 1906 ins Deutsche Museum nach München und war bis in die frühen 40er-Jahre dauerhaft ausgestellt. Die Bombardierungen überstand er zwar (wie die Flugwerft und die Schlösser Schleißheim wie durch ein Wunder auch), allerdings wurde er im Depot unzulänglich aufbewahrt und verfiel binnen weniger Jahre. Jetzt also die große Erweckung.

Markus Raffel ist Professor für Aerodynamik und Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Er flog nach Originalplänen Lilienthals. Zunächst 2016 in einem Windkanal (, drei Jahre später an der Küste von Monterrey (Kalifornien). „In Kalifornien waren die Bedingungen ideal. 25 Meter über dem Strand loslaufen, abheben und fliegen – das war all die Mühe wert.“ Die Mühe umfasste Jahre, vom Recherchieren über Versuche im Windkanal, an einem Anhänger in 0,5 Metern Höhe und später mit einer Winde. „Wenn Sie nach rechts fallen, müssen Sie die Beine links halten – eine kontra-intuitive Bewegung“, weiß Raffel. Bevor es dann in Kalifornien ans Eingemachte ging, mussten Geschwindigkeit und Höhe genau eingestellt werden, damit der Wind nicht zum Faktor wird. Für Raffel ist Lilienthal zum „großen Vorbild“ geworden. „Ich versuche nur, seinen Fußstapfen nahezukommen.“ MATTHIAS BIEBER

Das Programm am Samstag

Am heutigen Samstag laden Experten des Deutschen Museums in die Flugwerft Schleißheim ein. Im dortigen Atelier wird derzeit der berühmte Normalsegelapparat Lilienthals restauriert, Führungen gibt es um 10 und 12 Uhr. Ab 14 Uhr präsentiert Markus Raffel dann seine Flüge im nachgebauten Experimentier-Eindecker, die er schon in Kalifornien absolviert hat. Mehr: www.deutsches- museum.de.

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