Die Filmbranche feiert sich wieder

von Redaktion

Die Stars beim Ball der Bälle im Bayerischen Hof

VON MARIA ZSOLNAY

Fack ju, er lässt’s als Erster krachen! Max von der Groeben lässt mit dem französischen Perlwein auch den Geist der Filmbranche aus der Flasche. Endlich! Endlich wird wieder so gefeiert wie vor der Pandemie, ist die Botschaft. Drei Jahre pausierte das glamouröseste Fest der Branche. Am Samstag dann bat die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, kurz SPIO, zum 48. Deutschen Filmball, herrlich traditionell inszeniert mit Smoking und Showband, Reden und Roulette-Tisch und viel deutscher Filmprominenz. Die – und das ist neu – sich auch politisch äußert. Uschi Glas freut sich, dass endlich wieder die Leute gegen rechts auf die Straße gehen, Filmproduzent Martin Moszkowicz kritisiert die deutsche Kulturszene, sich zu spät gegen die Hamas positioniert zu haben, und Veronica Ferres wirft vielen Kollegen vor, dass sie es immer noch nicht verstanden hätten, „dass das Patriarchat heute nicht mehr selbstverständlich ist“.

Ja, die Politik. Ministerpräsident Markus Söder lobt Bayern im Grußwort als „Hotspot der Filmproduktion“, lässt sich aber als Schirmherr entschuldigen und schickt Florian Herrmann in seiner Funktion als Medien-Minister aufs gesellschaftliche (Tanz-)Parkett, samt Ehefrau Renate. Ihr letzter Film im Kino? „Barbie!“ Aber er streame täglich Serien, „um immer auf dem Laufenden zu bleiben“. Sein heimlicher Leinwandstar sitzt an diesem Abend direkt neben ihm: „Für Veronica Ferres schwärme ich schon lange.“

Doch der ansehnliche Nachwuchs steht bereits in den Startlöchern – wie die Halb-Brasilianerin Taynara Wolf, die zeigt, wie’s geht: von der Klum’schen Modelshow hin zu einer Hauptrolle in einer Serie von Constantin Film.

Die Münchner Filmproduktion, einst gegründet von Bernd Eichinger, ist der Platzhirsch im Saal – 60 Schauspieler und Schauspielerinnen versammelt Moszkowicz, der den Chef-Posten an Oliver Berben zum 1. März abgibt. In Rente gehen, mit Reisen und Golfspielen, werde er deshalb nicht, sondern weiter Filmstoffe entdecken. „Er wird noch weniger zu Hause sein als sonst“, befürchtet Lebensgefährtin Doris Dörrie. „Doch das haben wir ja in den letzten 25 Jahren auch schon gut hinbekommen.“

Eine unerschütterliche Liebe verbindet auch Schauspieler Felix Klare und seine Ehefrau Zora, die seit ihrem Konfirmationsunterricht vor 30 Jahren nur Augen füreinander haben – und auch am Filmball keinen Schritt ohne den anderen tun. Auch sie weichen den einst strikten Dresscode – Fliege für Männer, langes Kleid für die Damen – auf. Heute tragen die Männer Handtasche (Riccardo Simonetti) und die Frauen schwarzen Anzug wie Ex-Tatort-Kommissarin Anna Schudt: „Je älter man wird, desto einfacher wird es, das zu tun, was man wirklich will, oder?“

Das ist entspannter, aber ist es auch spannend? Eine rauchende Franziska Knuppe ist das Verruchteste, was an diesem Abend im Saal passiert. Florian David Fitz will erst tanzen, wenn die Kameras weg sind – auch wenn er Standardtänze draufhat, denn „ich hatte hier schon meine Abschlussbälle vom Tanzkurs“. Julia Koschitz steht eh eher auf Elektro-Musik und Jan Josef Liefers wird erst „den obersten Knopf öffnen“, wenn das Blitzlichtgewitter ausgeht. Korrekt geht’s auch auf den Tellern zu, nach Karotten-Talern an Rote-Beete-Hummus noch gern die Veggie-Variante als Hauptgang, dazu Alkohol in homöopathischen Dosen.

Einer, dessen berufliches Leben reichlich Filmstoff abgibt, ist Ex-Austria-Kanzler Sebastian Kurz am Tisch der Tegernseer Filmemacher Opus. Er sei ja öfters in München und mache hier Geschäfte, so Kurz. Ach, ein neues Invest? Man werde davon hören.

Ebenfalls dabei: Regisseur Hans Steinbichler, der sich nach seinem preisgekrönten Film „Ein ganzes Leben“, wieder an eine Literaturverfilmung wagt. Welche – das behält er noch für sich.

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